Die Gegenwart Gottes in der Kirche und die Tausenden Stunden der dort aus den Herzen kommenden Gebete haben offenbar eine besondere Kraft. Wie gut, wenn jemand sie spürt – aus welchem Grund immer er oder sie auch gekommen ist.
Die Gegenwart Gottes in der Kirche und die Tausenden Stunden der dort aus den Herzen kommenden Gebete haben offenbar eine besondere Kraft. Wie gut, wenn jemand sie spürt – aus welchem Grund immer er oder sie auch gekommen ist.
Die Kirche & ich
Wer in eine Kirche geht könnte seinen Unglauben verlieren…
Der französische Dichter Paul Claudel, der 1955 gestorben ist, war als junger Mann ganz von der katholischen Religion seiner Kindheit abgekommen. Im Trend seiner Zeit hatte er nur noch an die Vernunft und die Wissenschaft geglaubt. Bis er am Weihnachtstag 1886 aus Neugier während der Vesper die Kathedrale von Nôtre Dame in Paris betritt.
Er erzählt: „Ich stand nahe der zweiten Säule rechts, bei der Sakristei. Der Kinderchor sang gerade, was ich später als das Magnifikat kennenlernen sollte. In einem Augenblick wurde mein Herz berührt, und ich glaubte.“ Mich hat diese Bekehrung aus heiterem Himmel immer sehr berührt. Und Claudel ist nicht der einzige.
Ich weiß von befreundeten Priestern, dass sie immer wieder von Menschen aufgesucht werden, die mehr über den christlichen Glauben wissen wollen, denn sie hätten eine Kirche betreten und dort eine Kraft gespürt, die sie nicht mehr loslässt. Man könnte fast sagen: Wer in eine Kirche geht, tut das auf eigene Gefahr. Er könnte seinen Unglauben verlieren…
An diese Bekehrungen muss ich denken, wenn – alle Jahre wieder – im Sommer an den heißesten Tagen des Jahres die Nachricht kommt, in welchen kühlen Wiener Kirchen man am besten der Hitze entkommen kann.
Manchmal kommen dann Proteste: Wie könne man nur den heiligen Ort Gottes für etwas so Weltliches wie eine Verschnaufpause anpreisen!
Aber ich denke mir: Die Gegenwart Gottes in der Kirche und die Tausenden Stunden der dort aus den Herzen kommenden Gebete haben offenbar eine besondere Kraft. Wie gut, wenn jemand sie spürt – aus welchem Grund immer er oder sie auch gekommen ist.
Der Autor:
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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