Papst Franziskus schreibt (in „Amoris laetitia“), dass man „außergewöhnliche Situationen verstehen“ muss, aber deswegen nicht „das Licht des vollkommeneren Ideals verdunkeln“ darf.
Papst Franziskus schreibt (in „Amoris laetitia“), dass man „außergewöhnliche Situationen verstehen“ muss, aber deswegen nicht „das Licht des vollkommeneren Ideals verdunkeln“ darf.
Die Kirche & ich
Die Modelle an sich sind nicht gleich gut.
Die linksliberale deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ hat in ihrer letzten Ausgabe ein heikles Thema auf das Titelblatt gebracht: „Die Illusion der glücklichen Patchworkfamilie“.
In Interviews, Portraits und Analysen traut sich das Blatt zu zeigen, was man auch in kirchlichen Kreisen oft – wohl aus Rücksichtnahme – nicht ansprechen mag: das Leid, das eine Trennung, aber auch die neue Verpartnerung bringen kann, für die Kinder wie für die Erwachsenen.
Gerade weil es ein Leid ist, nützt es niemandem, die Betroffenen zu ächten oder in den Winkel zu stellen.
Der Papst hat immer wieder gesagt, was die Reaktion der Kirche sein muss: Mutter sein, annehmen, eingliedern, Heilung bringen.
Und das müsste weitgehend auch die Herangehensweise der Gesellschaft sein.
Aber das wäre zu wenig. Gerade weil es ein Leid ist, nützt es niemandem, so zu tun, als wäre eh alles in Ordnung und alle Modelle irgendwie gleich gut.
Denn obwohl in Patchworkfamilien viel Gutes getan wird: Die Modelle an sich sind nicht gleich gut. Die Kirche wie die Gesellschaft müssten darum viel mehr das Modell der intakten Familie stützen, unterstützen und propagieren.
Ich muss da an den Satz von Papst Franziskus in seiner epochalen Schrift „Amoris laetitia“ lesen, dass man „außergewöhnliche Situationen verstehen“ muss, aber deswegen nicht „das Licht des vollkommeneren Ideals verdunkeln“ darf, und dass daher heute noch „wichtiger als eine Seelsorge für die Gescheiterten“ das pastorale Bemühen sein muss, „die Ehen zu festigen und so den Brüchen zuvorzukommen“. Ein wenig beachteter Satz, aber ein ganz wichtiger.
Der Autor:
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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