Ist nicht tatsächlich das Wichtigste bei einer Wallfahrt dass sie uns hilft unser Ziel neu in den Blick zu nehmen?
Ist nicht tatsächlich das Wichtigste bei einer Wallfahrt dass sie uns hilft unser Ziel neu in den Blick zu nehmen?
Pilgern ist ein Massenphänomen geworden
25 ausgewiesene Pilgerwege gibt es hierzulande, mit 3500 Kilometern Gesamtlänge. Das beliebteste Ziel ist Mariazell mit einer Million Besucher pro Jahr.
Wallfahren ist wirklich ein Boom geworden, auch international. In Santiago de Compostela, am Ende des Jakobsweges, sind im Vorjahr erstmals mehr als 300.000 Pilger angekommen. Vor 30 Jahren waren es noch nicht einmal 3000!
Dass Pilgern ein Massenphänomen geworden ist, zeigt sich auch daran, dass es die Geschäftemacher anzieht.
So hat der päpstliche Beauftragte für Medjugorje, Bischof Henryk Hoser, kürzlich davor gewarnt, dass die Mafia versuche, dort einzudringen. Und mancher unbedarfte Pilger kommt aus Santiago mit einer Erkenntnis zurück, die den Bestsellertitel von Hape Kerkeling abwandelt: Mein Geld ist jetzt mal weg.
Doch bei allen negativen Begleiterscheinungen ist der Aufschwung des Pilgerns doch eine wirklich gute Nachricht.
In der Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ lese ich zwar, dass bei „einer Wallfahrt nicht der Weg, sondern das Ziel im Vordergrund“ stehe. Aber auf den Pilgerrouten machen viele die gegenteilige Erfahrung: Es ist der Weg, der sie verändert.
Ist nicht tatsächlich das Wichtigste bei einer Wallfahrt, dass sie uns neu zu Bewusstsein bringt, dass wir unser Leben lang auf dem Heimweg sind? Und dass sie uns damit hilft, unser Ziel neu in den Blick zu nehmen.
Und damit ist nicht Mariazell oder Medjugorje oder Santiago gemeint.
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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