Dieser Streit kann bis zu einer echten Spaltung der orthodoxen Christenheit führen, die aus mehreren autonomen, aber miteinander verbundenen Kirchen besteht.
Dieser Streit kann bis zu einer echten Spaltung der orthodoxen Christenheit führen, die aus mehreren autonomen, aber miteinander verbundenen Kirchen besteht.
Der Nationalismus zeigt seine Fratze nun wieder immer ungenierter in Europa und verrichtet damit auch in der Christenheit sein Zerstörungswerk.
Vielleicht haben Sie den Streit in der orthodoxen Kirchen gar nicht mitbekommen. In den Medien gab es dazu ja auch nicht viel.
Die größte orthodoxe Kirche, die russische, hat der griechisch-orthodoxen Kirche – die den Ehrenvorsitz in der Orthodoxie hat – die Gemeinschaft aufgekündigt.
Der Anlass ist, dass die Griechisch-Orthodoxen (korrekt: das Patriarchat von Konstantinopel) eine eigenständige ukrainische Kirche anerkennen wollen, die aber vom Moskauer Patriarchat abgelehnt wird.
Dieser Streit kann bis zu einer echten Spaltung der orthodoxen Christenheit führen, die aus mehreren autonomen, aber miteinander verbundenen Kirchen besteht.
Das betrifft auch Österreich, wo die 450.000 Orthodoxen nach uns Katholiken die zweitgrößte christliche Konfession darstellen. Wenn Moskau Ernst macht, wird es in der österreichischen orthodoxen Bischofskonferenz, die sieben Kirchen repräsentiert, keine Zusammenarbeit zwischen Russisch- und Griechisch-Orthodoxen mehr geben.
Der Streit ist natürlich zunächst einmal eine traurige Nachricht für alle orthodoxen Christen. Er ist aber auch ein schwerer Rückschlag für die Ökumene, weil mit ihm auf einen Schlag auch der Dialog zwischen Rom und der Orthodoxie viel schwieriger zu führen ist.
Und besonders deprimierend ist für mich, dass der Nationalismus, der seine Fratze nun wieder immer ungenierter in Europa zeigt, damit auch in der Christenheit sein Zerstörungswerk verrichtet.
Ein Trost ohne jede Schadenfreude ist für mich in solchen Zeiten, dass unsere katholische Kirche nicht in Nationalkirchen zerfällt, sondern ihr irdisches Zentrum außerhalb jeder Nation hat, im Bischof von Rom.
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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