Aber von dir könnte ich doch erwarten, dass es dir nicht darum geht, was ich gesagt habe – sondern darum, was ich gemeint habe.“
Aber von dir könnte ich doch erwarten, dass es dir nicht darum geht, was ich gesagt habe – sondern darum, was ich gemeint habe.“
Es ist schon klar, dass es für eine Schlagzeile egal ist, was der Papst gemeint hat. Für uns Katholiken sollte es nicht so sein.
Jetzt muss ich schon wieder ausrücken, um den Papst in Schutz zu nehmen. In dem Interviewbuch „Die Kraft der Berufung“ spricht er auch über die Berufung von homosexuellen Menschen. Vielerorts steht nun zu lesen: „Papst bezeichnet Homosexualität als Modeerscheinung.“
Es ist nicht untypisch: Ein Buch, das es bis 19. Dezember nur im spanischen Dialekt Katalanisch zu lesen gibt, bringt Papst-Aussagen, die vielleicht von ihm gar nicht bestätigt sind – und alle regen sich über drei Sätze auf.
Meiner Frau verdanke ich es, dass ich nicht mehr in diese Falle tappe.
Wir waren einmal im schönsten Streit, und ich hatte die Oberhand, weil ich ihr sagen konnte: „Versuch dich nicht rauszureden: Du hast das so gesagt.“
Und dann hat sie mir mit folgenden Worten den Boden unter den Füßen weggezogen: „Ja, vielleicht hab’ ich das so gesagt. Aber von dir könnte ich doch erwarten, dass es dir nicht darum geht, was ich gesagt habe – sondern darum, was ich gemeint habe.“
Es ist schon klar, dass es für eine Schlagzeile egal ist, was der Papst gemeint hat. Für uns Katholiken sollte es nicht so sein.
Er hat es nicht genau so gesagt, aber im Kontext mit seinen sonstigen Äußerungen ist ziemlich klar, worum es dem Papst ging: Dass jeder Priester und jedes Ordensmitglied zum keuschen Leben verpflichtet ist, und dass eine homosexuelle Beziehung in einem Seminar oder einem Kloster keine zulässige Ausnahme darstellt – auch wenn Homosexualität in der Gesellschaft schick zu sein scheint.
Für mich bleiben drei Schlüsse:
Der Papst könnte sorgfältiger beim Interview-Geben sein.
Wir sollten nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.
Und meine Frau ist großartig.
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
weitere Texte von Michael Prüller
siehe auch:
Papst für strengeren Umgang mit Homosexualität
Interviewbuch von Fernando Prado
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