Worauf es ankommt, ist die innere Erneuerung der Gemeinden.
Dienstag 19. November 2024
26.01.2019
· Österreich & Weltkirche
Der Rückspiegel ist kein Kompass
Trotz aller großartigen Einzelleistungen ist heute das 08/15-Pfarrmodell kein Erfolgsrezept mehr.
Die Diözese Linz will in den nächsten Monaten die Weichen so stellen, dass die jetzt 474 Pfarren zu nur noch 35 zusammengefasst werden. Damit sind die Oberösterreicher, deren Diözese fast so groß ist wie unsere, noch radikaler als wir. Bei uns sollen 630 Pfarren zu 140 größeren Einheiten werden, zumindest zu Pfarrverbänden.
Aber letzten Endes werden nicht die Zahlen entscheidend sein und auch nicht die exakte Rechtsform der neuen Einheiten. Worauf es ankommt, ist die innere Erneuerung der Gemeinden. Wer meint, dass Strukturreformen so sein müssen, dass vor Ort möglichst alles beim alten bleiben kann, hat schon verloren.
Trotz aller großartigen Einzelleistungen ist heute das 08/15-Pfarrmodell kein Erfolgsrezept mehr. Die Statistik sagt uns das beinhart: Im Jahr 2017 haben wir in der Erzdiözese durch Tod, Austritt und Wegzug fast 27.000 Katholiken verloren. Nur etwas mehr als 10.000 konnten wir durch Taufen, Eintritte und Zuzug neu gewinnen. Das geht seit vielen Jahren so. Wir haben am Sonntag nur mehr halb so viele Messbesucher wie vor 30 Jahren. Die Zahl der Trauungen ist sogar um 74 Prozent (!) gesunken.
Wenn unsere Gemeinden leben sollen, dann müssen sie einander helfen. Dann müssen die Grenzen zwischen Gemeinden abgebaut werden. Die starken Gemeinden müssen mit den schwachen teilen, auch den guten Pfarrer oder den fähigen Finanzer.
Auch das Vollprogramm einer Pfarre müssen sich die Gemeinden teilen, um es miteinander zu schaffen. Und nicht dem herkömmlichen Bild von Pfarre muss eine Reform dienen, sondern dem freieren Blick auf die Suchenden, Leidenden, Hoffenden, Liebenden, für die wir da sind.
erstellt von: Der SONNTAG / Michael Prüller
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Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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