Kann es sein, dass dem reichen und mächtigen Europa zur Flüchtlingskatastrophe nicht mehr einfällt, als die Häfen zu verbarrikadieren?
Kann es sein, dass dem reichen und mächtigen Europa zur Flüchtlingskatastrophe nicht mehr einfällt, als die Häfen zu verbarrikadieren?
Die Tragödie der Flüchtenden ist noch viel größer, als wir es wahrnehmen.
In der Ténéré-Wüste am Südrand der Sahara beginnt dieser Tage die Regenzeit. Nach dem Juni, in dem es manchmal mehr als 50 Grad hat, fällt nun ein bisschen Regen in dieser „Wüste der Wüsten“. Mitten durch sie hindurch führt eine der Hauptrouten aus weiten Teilen Afrikas zu den Flüchtlingslagern an der libyschen Küste.
Viele Menschen gehen hier zugrunde – sie werden von Schleppern zurückgelassen, fallen entkräftet von den Lastautos, gehen ausgemergelt in die Irre...
Die Internationale Organisation für Migration der UNO schätzt, dass in der Ténéré-Wüste dreimal so viel Flüchtlinge sterben wie im Mittelmeer, wo es heuer schon mehr als 2000 Tote gegeben hat.
Die Tragödie der Flüchtenden ist noch viel größer, als wir es wahrnehmen. Während wir darüber diskutieren, ob die deutsche Kapitänin Carola Rackete eine heldenhafte Menschenretterin ist oder eine kriminelle Aktivistin, verdursten und ertrinken Kinder, Frauen und Männer auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft. Sie sterben an Krankheiten, an Auszehrung, an verloren gegangener Hoffnung. Tag für Tag.
Am Montag wird Papst Franziskus im Petersdom eine Messe mit Flüchtlingen und Helfern feiern, im Gedenken an die Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Elend ihr Leben verloren hätten.
Das ist ein Zeichen, aber nur ein kleines, angesichts der Größe von Qual und Elend der Menschen auf dem Weg.
Alle Türen weit aufmachen wäre keine Lösung. Aber kann es sein, dass dem reichen und mächtigen Europa zur Flüchtlingskatastrophe nicht mehr einfällt, als die Häfen zu verbarrikadieren? Meinem Europa, das doch die Welt in Staunen versetzt hat und immer noch könnte.
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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