„Bei all deinem Tun bleibe bescheiden – und du wirst mehr geliebt werden als einer, der Gaben verteilt.“
„Bei all deinem Tun bleibe bescheiden – und du wirst mehr geliebt werden als einer, der Gaben verteilt.“
Warum man sich um eine nachhaltige Lebensweise und einen „schlanken ökologischen Fußabdruck“ bemühen soll.?
Im etwa 2200 Jahre alten Buch Jesus Sirach des Alten Testaments finden sich eine Unzahl an Lebensweisheiten. Manche offensichtlich, wie etwa die Warnung davor, mit einem Jähzornigen durch die Wüste zu reiten. Manche kurz, bündig und gescheit, wie etwa: „Versage dir nicht das Glück des heutigen Tages.“
Und besonders nachdenklich hat mich jener Satz gemacht, der vor zwei Wochen die Sonntagslesung war: „Bei all deinem Tun bleibe bescheiden – und du wirst mehr geliebt werden als einer, der Gaben verteilt.“
In einem reichen Land, wo uns die Kirche ständig ermahnt, Gaben zu geben, lässt das aufhorchen. Für mich liegt hier eine Antwort auf die Frage, warum man sich um eine nachhaltige Lebensweise und einen „schlanken ökologischen Fußabdruck“ bemühen soll: Bescheiden leben heißt, sich nicht mehr herauszunehmen, nicht mehr zu verbrauchen, als es auch den anderen,
weniger reichen, weniger großen Menschen zukommt.
Im biblischen Kontext hat das natürlich noch nichts mit Klimawandel zu tun. Es geht da mehr darum, dass jemand, der ständig allen zeigen muss, dass er größer und wichtiger ist als die anderen, mit sich selber und der Welt im Unfrieden lebt. Und es ihm wenig hilft, das mit milden Gaben kompensieren zu wollen.
Die Ablehnung, die dem Unbescheidenen noch mehr zuteil wird als dem Geizigen, kommt aus einem tiefen Verständnis für die Grundbedingungen des Glücks, des individuellen wie des der ganzen Menschheit.
Darum: Auch wer zweifelt, dass der Klimawandel menschengemacht ist, oder wer sich denkt, dass es auf ihn eh nicht ankommt, weil der Verzicht auf die eine Flugreise dem Weltklima genau gar nichts bringt – für alle gilt, dass es ein gutes Maß gibt, das man halten sollte, wenn man glücklich werden will.
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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