Es wird wenig Gelegenheiten geben, voreinander gut dazustehen oder einander zu übertreffen.
Es wird wenig Gelegenheiten geben, voreinander gut dazustehen oder einander zu übertreffen.
Darauf müssen wir uns einfach einstellen. Nicht jammern, sondern beten, damit wir ein fröhliches Herz bekommen.
Verzeihen Sie mir, wenn ich ihn beim Namen nenne, aber ich denke, dass der Teufel sich auf die kommenden Wochen freut. Weil die typischen Folge von Eingesperrtsein, wie wir es jetzt erleben werden, die Unduldsamkeit ist. Sie ist eines seiner Lieblingswerkzeuge.
Darauf müssen wir uns einfach einstellen. In den kommenden Wochen wird es sehr wenig von dem geben, was Menschen ausfüllt: vom Sporteln bis zu den Freunden, von Konzerten bis zur Stammtischrunde. Es wird wenig Gelegenheiten geben, voreinander gut dazustehen oder einander zu übertreffen. Wir werden zu wenig Bewegung machen, und wenige von uns werden in der Arbeit Ausgleich finden.
Dafür haben wir viel Gelegenheit, die Schwächen unserer Ehepartner neu zu entdecken und die Unarten unserer Kinder. Und jeder Passant ist ein potenzieller Überträger, ein Feind...
Und dazu gibt es nicht einmal mehr den Zufluchtsort des Gottesdienstes. Ich habe zwar überhaupt keine Angst, dass damit Gottes Gnadenstrom versiegt. Gibt es nicht Gegenden, etwa in Amazonien, wo die Christen monatelang auf den nächsten Gottesdienst warten müssen, und Gott trotzdem da ist? Aber es besteht doch die Gefahr, dass wir nicht die Chance nützen, uns auf andere Weise Christus zu öffnen, sondern ihn hintanstellen.
Drum ist unsere höchste Aufgabe jetzt: Beten! Nicht jammern, sondern beten, damit wir ein fröhliches Herz bekommen. Um Ärger und Kränkung hinunterschlucken zu können.
Jetzt ist die Zeit, die andere Backe hinzuhalten. Der Feind ist die Unduldsamkeit – lassen wir sie an der Liebe zerschellen! Dann wird es ein großes Fest geben, wenn alles vorbei ist...
Michael Prüller
Pressesprecher der Erzdiözese Wien
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