Wenn das Töten einmal Routinebehandlung geworden ist welchen Wert hat dann noch mein Leben überhaupt?
Wenn das Töten einmal Routinebehandlung geworden ist welchen Wert hat dann noch mein Leben überhaupt?
Es bleibt nicht dabei, wenn ein Land das Töten auf Verlangen straffrei stellt. Am Ende darf man dann wie in Belgien Kinder oder wie in den Niederlanden Demente töten – also Menschen, die gar keine mündige Zustimmung zu ihrer Tötung geben können, schreibt Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien.
Die Vorstellung ist furchterregend: Ans Bett gefesselt, unerträglichen Schmerzen ausgeliefert, kein Ende in Sicht. Kein Wunder, dass viele Menschen sagen: Man soll mich doch bitte töten, wenn ich in diese Lage komme. Der Wunsch nach dem Töten ist nachvollziehbar, aber zerstörerisch. Töten ist immer inhuman. Immer nimmt es auch dem, der tötet, etwas von seinem Menschsein.
Und es zieht Kreise. Es bleibt nicht dabei, wenn ein Land das Töten auf Verlangen straffrei stellt. Am Anfang ist es immer nur Für die gedacht, deren Leben als Hölle gesehen wird – unerträgliche Schmerzen, keine Heilungsaussicht.
Und selbstverständlich nur mit Einwilligung. Doch diese Kriterien werden immer laxer: Was ist unerträglich? Was Heilung? Am Ende darf man dann wie in Belgien Kinder oder wie in den Niederlanden Demente töten – also Menschen, die gar keine mündige Zustimmung zu ihrer Tötung geben können.
Das Zweite ist, dass Druck entsteht. Der Arzt braucht dringend das Bett. Für die Angehörigen sind die Besuche beschwerlich, vielleicht auch deprimierend. Budgetär ist der Suizid sowieso das Beste. Wer wird denn da so egoistisch oder so unvernünftig sein wollen, unbedingt weiterzuleben? Man muss rechtfertigen, warum man so viele Umstände macht.
Die fundamentale Option einer Gesellschafft für das Leben ist ein Dienst an allen. Heute verlassen wir uns noch darauf, dass uns mit allen Mitteln ins Leben geholfen wird, wenn uns etwas zustößt oder wir schwer krank werden. Aber wenn das Töten einmal Routinebehandlung geworden ist welchen Wert hat dann noch mein Leben überhaupt?
Immer mehr europäische Länder öffnen einer geschäftsmäßigen "Sterbehilfe" Tür und Tor. Auch in Österreich gibt es Bestrebungen, aus dem Sterben ein Geschät zu machen – wie es etwa in der Schweiz bereits der Fall ist. So beschätigt sich ab dem 24. September auch der österreichische Verfassungsgerichtshof mit dem Thema, da derzeit mehrere Verfahren anhängig sind, durch die das geltende Verbot der Mitwirkung am Selbstmord (assistierter Suizid) fallen soll. Dagegen formiert sich mittlerweile eine breite Basis von Menschen aus Kirche, Politik und Gesellschaft.
Wenn Sie für das Leben die Stimme erheben wollen, hier können Sie das tun: lebensende.at
Michael Prüller
Pressesprecher der Erzdiözese Wien
weitere Texte von Michael Prüller
Der Text erscheint in der Kirchenzeitung "Der SONNTAG:
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at