Essen im Müll? Das muss nicht sein. Es gibt viele Alternativen - verraten Haubenkoch, Lebensmittelretterin, Ernährungsexpertin und eine engagierte Pensionistin.
In Österreich wirft jeder im Jahr durchschnittlich 40 Kilogramm Nahrung in den Müll, Essen im Wert von 300 bis 400 Euro.
Warum? Zum einen wird mehr gekauft als man braucht, zum anderen werden Nahrungsmittel falsch gelagert. Oder man schaut nur auf das Mindesthaltbarkeitsdatum und traut sich nicht, selbst zu bestimmen, ob etwas noch genießbar ist.
„Früher gab‘s kein Ablaufdatum“, sagt Margarita Gaiswinkler und empfiehlt: schauen, riechen, schmecken. Vieles hält deutlich länger. „Wir waren arme Leute, bei uns wurde nichts weggeworfen“, erinnert sich die Pensionistin, „das ist noch heute so in mir: Ein Stück Brot wegzuwerfen, wäre eine Sünde.“
Was aber tun mit altem Brot? „Ich friere Brot ein und nehme immer nur so viel heraus, wie ich gerade brauche. Falls doch etwas übrig bleibt, kann man es klein schneiden, rösten und Brotsuppe kochen“, rät Margarita Geiswinkler.
Den sparsamen Umgang mit Lebensmitteln lehrt sie in Schulen, über ein Programm der Pfeiffer-Handelsgruppe mit dem Titel „Das ist doch noch gut!“. Dazu ist auch das gleichnamige Restekochbuch erschienen, mit Beteiligung des steirischen Haubenkochs Thomas Riederer: „Man darf sich nicht leiten lassen von irgendwelchen Zutaten in einem Rezept und den Rest schamlos wegwerfen, sondern muss nachdenken, was man noch daraus machen kann.“
Der Haubenkoch hat viele Ideen: Aus letschertem Salat mixt er mit Tomatensaft, Chili und Brühe eine gazpacho-artige Suppe, Apfelschalen und –kerngehäuse kocht er mit Wasser, Zimt und Zucker zu einem Saft, das Grün von Stangensellerie verarbeitet er zu Pesto, Käsereste werden zu Crème brûlée. „Einfacher wäre es, die Dinge wegzuwerfen“, gibt Thomas Riederer zu, „aber ich glaube, wir sind es unseren Nachkommen und der Umwelt schuldig, sparsam und nachhaltig mit Lebensmitteln umzugehen“.
Gegen das Wegwerfen von Nahrung in großem Stil ist Natascha Holleis aktiv geworden. Die Mutter eines 10-jährigen Sohnes ist Botschafterin für „Foodsharing“ in Wien: „Wir nennen das Lebensmittel retten.“
Mit Gleichgesinnten holt sie aussortierte, noch genießbare Nahrung von (Super-)Märkten ab, verteilt sie im Umkreis und verkocht sie selbst. „Man wird erfinderisch: Karotten und Kopfsalat werden wieder frisch, wenn man sie in einen Kübel mit kaltem Wasser stellt.“ Nahrungsmittel wegzuwerfen bedeutet für Natascha Holleis, die Erde mit Füßen zu treten. „Was wir in Europa wegschmeißen, könnte die ganze Dritte Welt ernähren. Da möchte ich nicht mehr mitmachen.“
Die Ernährungswissenschaftlerin Michaela Knieli ermutigt, direkt aus den Reichtümern der Natur zu schöpfen: „Wildobst und Wildgemüse ist grundsätzlich frei von Schadstoffen, kann frisch geerntet und zubereitet werden. Gekauftes Obst und Gemüse wird gelagert und ist oft länger unterwegs.“ Spitzwegerich, Gänseblümchen, Brennessel, Hollunder, Kornelkirsche oder Hagebutte - die Geschenke der Natur sind vielfältig, gesund und gschmackig. Das erste der Saison beginnt schon zu sprießen: der Bärlauch.
BUCHTIPPS: |
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