Ein für Hilary schmerzhafter Zustand, der ein angespanntes Familienverhältnis und die gesellschaftliche Ächtung mit sich bringt. Immer wieder betet sie als Kind, Gott möge diese Situation beenden.
Montag 6. Januar 2025
26.03.2015
· Jugend · Lebenszeugnis
Von Geistern und Gebeten
In ihrer bewegenden Autobiografie „Von Geist und Geistern“ hadert die britische, katholisch geprägte Autorin Hilary Mantel mit Gott.
Eine ehemals sehr schlanke Frau entwickelt sich zu einem wahren Koloss und muss damit leben lernen. Ihre Sehnsucht nach einem Kind wird sich aufgrund ihrer Krankheit nie erfüllen.
Mehr Tiefen als Höhen eines Lebens schildert das Buch „Von Geist und Geistern“ (Dumont) der britischen Autorin Hilary Mantel. Den wichtigsten Literaturpreis Englands, den Bookerpreis, gewann Mantel als erste Frau in der Geschichte zweimal.
Mantel wird 1952 in eine irisch-stämmige, katholische Familie hineingeboren und wächst in Glossop, England, auf.
Katholiken grenzen sich hier gegenüber Protestanten bewusst ab.
Der Besuch der „Baby-Schule“ ab etwa vier Jahren bringt erste leidvolle Erfahrungen durch brutal zuschlagende Lehrerinnen. In der Grundschule wird es nicht besser. Als sie sechs ist, verlässt die Mutter Vater Henry und bindet sich an Jack, den künftigen Stiefvater Hilarys und ihrer zwei kleinen Brüder. Dennoch wohnt der Vater noch einige Jahre unter einem Dach mit der Familie.
Ein für Hilary schmerzhafter Zustand, der ein angespanntes Familienverhältnis und die gesellschaftliche Ächtung mit sich bringt. Immer wieder betet sie als Kind, Gott möge diese Situation beenden.
Ist man einmal soweit in das Buch vorgedrungen, kann sich kein Leser der Erzählkraft dieser Autorin entziehen. Zu stark ist man eingebunden in die Weltsicht der kleinen Hilary, einem geistig hochbegabten und erschütternd leidensfähigen Kind, das sich doch selbst immer treu zu sein vermag.
Erleichterung bringt eine Umzug der Familie und der Besuch des Gymnasiums, wo verständnisvolle und kluge Nonnen für die Erziehung der Mädchen sorgen. Mantel erzählt ohne Selbstmitleid und richtet sich hadernd immer wieder an Gott. An Gebets-Litaneien schult sie ihre Sprache.
Ein späteres Martyrium bedeutete für die Autorin ihre Jahre lang falsch diagnostizierte Endometriose, eine schmerzhafte Unterleibserkrankung, die als psychische Störung fehlbehandelt wurde. Hormonbehandlungen führen schließlich zu extremsten Körpermaßen der ehemals zarten Frau.
Mantel ist heute eine der gefeiertsten Autorinnen und wichtigsten sozialkritischen Stimmen Englands. Ihr Buch „Von Geist und Geistern“ stellt auch die fehlenden Rechte und die mangelnde Anerkennung von Kindern als menschliche Personen in den Mittelpunkt.
erstellt von: Der Sonntag / Agathe Gansterer
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Hilary Mantel Von Geist und GeisternAutobiografie |
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