Der heute in vielen Ländern "erschreckend zunehmende" Priestermangel schürt Krätzls Sorge, dass "Quelle und Höhepunkt" gemeindlichen Lebens nicht mehr gewährleistet werden kann.
Der heute in vielen Ländern "erschreckend zunehmende" Priestermangel schürt Krätzls Sorge, dass "Quelle und Höhepunkt" gemeindlichen Lebens nicht mehr gewährleistet werden kann.
Die Überlegungen geben die aktuelle Eucharistietheologie wieder, "atmen aber auch die 60-jährige Erfahrung eines leidenschaftlichen Seelsorgers und Gottsuchers
In seinem Buch ruft der Weihbischof zur Suche nach möglichen Auswegen aus dem Dilemma auf und fordert auch die Bischöfe auf, "nicht auf Lösungen aus Rom zu warten, sondern solche in gemeinsamer Verantwortung auch zu suchen und sie in Rom zu urgieren".
Das Anliegen sei dringlich, erklärt Krätzl in einem zentralen Kapitel seines Buches. Denn "ohne Eucharistie gibt es keine wirkungsvolle Neuevangelisierung", zudem hänge von neu verstandener und gelebter Eucharistie der Fortschritt in der Ökumene ab, sie sei Gradmesser barmherziger Seelsorge, und zugleich wichtiger Anstoß, "sich im Geiste Christi für die Welt einzusetzen". Angesichts dessen "staune" er darüber, dass im laufenden Reformprozess in der Erzdiözese Wien "viel zu wenig von der Bedeutung der Eucharistie gesprochen" werde. Manche Wiener Priester müssten bis zu fünf Pfarren betreuen, etliche Pfarren müssten sich an manchen Sonntagen mit einem Wortgottesdienst begnügen.
Zugleich stellte der Bischof in Abrede, dass Gott zu wenig Priester berufe, es gebe mehr, "als wir heute wahrnehmen wollen". Krätzl verwies auf Hunderte Theologiestudenten, auf Pastoralassistenten und Religionslehrer, die "derzeit nicht" geweiht werden könnten, weil sie verheiratet sind. Seine Anfrage dazu: "Ist die Ehelosigkeit ein so hohes, unaufgebbares Gut, dass man um ihretwillen sogar in weiten Gebieten auf die Eucharistie verzichtet?"
Krätzl erinnerte an das Modell eines "zweifachen Priestertums", das der Wiener Theologe Paul Zulehner vor einigen Jahren gemeinsam mit dem südafrikanischen Bischof Fritz Lobinger und dem Dogmatiker Peter Neuner entworfen hatte: Neben den bisherigen Diözesanpriestern könnte es "Gemeindepriester" geben - erfahrene, bewährte Personen ("viri probati"), die von ihrer Pfarrgemeinde ausgewählt und dann vom Bischof ebendort geweiht werden. Sie würden dann der Eucharistiefeier vorstehen und die Gemeinde "aus deren Mitte heraus" ehrenamtlich leiten. Österreichs Bischöfe sollten im Vatikan Lösungsvorschläge einbringen, wie der Gefahr der "Austrocknung der Eucharistie" zu begegnen sei, forderte Krätzl auf.
Weihbischof Krätzl nimmt in seinem neuen Buch auch Stellung zu Fragen wie: Was hindert eine eucharistische Gastfreundschaft mit evangelischen Christen? Warum dürfen wiederverheiratete Geschiedene nicht zur Kommunion? Oder: Ist die Messe Priesterliturgie oder Feier der ganzen Gemeinde? Krätzls Überlegungen geben die aktuelle Eucharistietheologie wieder, "atmen aber auch die 60-jährige Erfahrung eines leidenschaftlichen Seelsorgers und Gottsuchers", wie es im Verlagstext heißt.
Helmut Krätzl
Mein Weg mit der Eucharistie; Bildauswahl und Bildbeschreibungen Hubert Gaisbauer
2014, Tyrolia
Sonstiger Urheber Hubert Gaisbauer
Hardcover
176 Seiten
ISBN: 978-3-7022-3325-9
Dieses Buch online bei der Wiener Dombuchhandlung "Facultas" erstehen
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