Der Barmherzige Samariter aus dem "Codex purpureus Rossanensis".
Der Barmherzige Samariter aus dem "Codex purpureus Rossanensis".
Die Christen und die Sorge für die Armen – eine Annäherung an eine der Stärken des Christentums.
Nachdem das Christentum nach einer Zeit der Verfolgung im 4. Jahrhundert eine staatlich anerkannte Religion geworden war, gab es noch einmal eine kurze heidnische Gegenreaktion.
Kaiser Julian, gestorben 363 n. Chr., erkannte, dass das Armenfürsorgemodell der Christen für viele Menschen im Römischen Reich anziehend war. Daher wollte er, dass auch die Heiden sich mehr um die Armen kümmern sollten – so wie die Christen. Nach dem jähen Tod dieses Kaisers setzte sich das Christentum mit seiner Armenfürsorge durch.
An diese kurze heidnische Episode erinnert der Kirchenhistoriker Bernhard Schneider (er lehrt in Trier) in seinem fundamentalen Werk „Christliche Armenfürsorge.
Von den Anfängen bis zum Ende des Mittelalters“ (Herder-Verlag). Schneider zeigt, dass die Sorge um die Armen biblisch gut begründet ist, sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament, etwa am Beispiel des Barmherzigen Samariters (Lukasevangelium, Kapitel 10) oder der Welt-Gerichts-Predigt beim Evangelisten Matthäus (Kapitel 25, wo sich der Weltenrichter mit dem „geringsten Bruder“ identifiziert).
Letztlich ist eine anständige Armenfürsorge zu allen Zeiten der Prüfstein einer guten Zivilisation. So war es beispielsweise der kirchenkritische Schriftsteller Heinrich Böll, der die positive Bedeutung des Christentums für die Armen schätzte.
Schneider beleuchtet in seinem Buch diese Geschichte des Helfens und auch seiner Grenzen. Er zeigt, welche Bedeutung die Frage nach Armut, Armenfürsorge und christlich motivierendem helfenden Handeln hat. Einfach empfehlenswert!
Bernhard Schneider
Von den Anfängen bis zum Ende des Mittelalters. Eine Geschichte des Helfens und seiner Grenzen
2017, Verlag Herder
Auflage: 1. Auflage
Hardcover
480 Seiten
ISBN: 978-3-451-30518-4
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