In den meisten Fällen scheiterte die Vergebungsbotschaft der Kirche am „guten Gewissen“ der NS-Täter. Denn diese verstanden die Sündenvergebung meist auch schon als Schlussstrich. ...
In den meisten Fällen scheiterte die Vergebungsbotschaft der Kirche am „guten Gewissen“ der NS-Täter. Denn diese verstanden die Sündenvergebung meist auch schon als Schlussstrich. ...
Eine umfangreiche Studie zeigt den Einsatz der Bischöfe Österreichs für ehemalige Nationalsozialisten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Die katholische Kirche, die nach dem Krieg als eine vom NS-Regime verfolgte Organisation aus einer Position des moralischen Siegers heraus agierte, glaubte für ihre früheren Verfolger eintreten zu müssen“: So bringt die ORF-Redakteurin und promovierte Kirchenhistorikerin Eva Maria Kaiser in ihrem Buch „Hitlers Jünger und Gottes Hirten“ das Engagement der österreichischen Bischöfe für die sogenannten „ehemaligen“ Nationalsozialisten auf den Punkt.
Große Fragen standen damals im Raum: Wie kirchlich umgehen mit den kleinen und großen Nationalsozialisten, die beispielsweise nach Kriegsende massenweise wieder in die Kirche eintraten?
Welche Rolle spielen die Frage der Schuld und der Schuldeinsicht, der Reue und der Vergebung oder gar der Versöhnung?
In den meisten Fällen scheiterte die Vergebungsbotschaft der Kirche am „guten Gewissen“ der NS-Täter. Denn diese verstanden die Sündenvergebung meist auch schon als Schlussstrich.
Zugleich dauerte es sehr lange, bis das Blutzeugnis, das Martyrium, von vom NS-Regime verfolgten und getöteten Frauen und Männern wie der Ordensfrau Restituta Kafka oder des Franz Jägerstätter kirchlich anerkannt wurde.
Dass beide (allerdings erst viele Jahrzehnte später!) selig gesprochen wurden, bestätigt ihren Weg.
Ein wenig bedachtes Stück kirchliche Zeitgeschichte, belegt mit viel Material aus den Diözesanarchiven, fesselnd geschrieben. Mit einem nüchternen Blick auf die Realität kirchlichen Lebens.
Empfehlenswert.
Der Einsatz der katholischen Bischöfe Österreichs für ehemalige Nationalsozialisten nach 1945,
Böhlau-Verlag
ISBN: 978-3-205-20628-6
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