Spirituelle Autonomie ein grundlegendes Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen. Geistliche Begleiter und „Führer“, die das missverstehen, sprechen im Namen Gottes und setzen sich selbst an seine Stelle.
Spirituelle Autonomie ein grundlegendes Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen. Geistliche Begleiter und „Führer“, die das missverstehen, sprechen im Namen Gottes und setzen sich selbst an seine Stelle.
Doris Wagner schildert die unterschiedlichen Facetten des Phänomens manipulativer Seelenführung in unserer Kirche.
Für Sie gelesen von Stefan Kronthal
Durch das Gespräch mit unserem Kardinal Christoph Schönborn im Bayerischen Rundfunk und durch einen Auftritt in der ZiB 2 in den Tagen danach ist das Leiden von Doris Wagner vielen bewusst geworden.
Wagner war acht Jahre lang Mitglied in der „Geistlichen Familie Das Werk“, dort erlebte sie Briefzensur, Lese- und Redeverbot bis hin zu sexuellem Missbrauch.
Ihr Buch handelt vom geistlichen oder spirituellen Missbrauch, der sich, so Jesuiten-Pater Klaus Mertes in seinem Vorwort, auf die „Verwechslung von geistlichen Personen mit der Stimme Gottes“ zurückführen lässt.
Die Kernthese des Buches lässt sich so auf den Punkt bringen. Geistlicher Missbrauch ist, so Wagner, „die Verletzung spiritueller Autonomie“, wobei die spirituelle Autonomie ein grundlegendes Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen darstellt.
Geistliche Begleiter und „Führer“, die das missverstehen, sprechen im Namen Gottes und setzen sich selbst an seine Stelle. Und trotzdem legt Wagner Wert darauf, dass es kirchliche, lebensdienliche Autorität braucht.
Wichtig ist ihr Hinweis, dass das Kirchenrecht die spirituelle Selbstbestimmung schützt. Letztlich müssen wir Christen, und nicht nur die Ordenschristen, uns fragen: „Wann und wie bin ich spirituell handlungsfähig geworden?“ Das Christentum ist ja im Kern eine menschenfreundliche Religion.
Mein Fazit:
Ein erschütterndes und zugleich trauriges Buch. Ein aufrüttelnder Weckruf für die Verantwortlichen in unserer Kirche.
in der katholischen Kirche
Herder-Verlag
ISBN: 978-3-451-38426-4
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