Zur Fruchtbarkeit trägt die Fähigkeit des Bodens bei, Nährstoffe und Wasser zu speichern und wieder abzugeben sowie einen Halt für die Pflanzen zu geben.
Zur Fruchtbarkeit trägt die Fähigkeit des Bodens bei, Nährstoffe und Wasser zu speichern und wieder abzugeben sowie einen Halt für die Pflanzen zu geben.
"Bis sich fruchtbarer Boden gebildet hat, dauert es Hunderte bis Tausende von Jahren", sagt der Geoökologe Stephan Glatzel.
Boden ist die oberste, belebte, wenige Millimeter bis mehrere Meter mächtige Schicht der Erdkruste und entsteht durch die Gesteinsverwitterung sowie die Zersetzung und Neubildung von Humus. Die wichtigste Funktion des Bodens ist die Möglichkeit zur Produktion von Nahrungsmitteln. "Zur Fruchtbarkeit trägt die Fähigkeit des Bodens bei, Nährstoffe und Wasser zu speichern und wieder abzugeben sowie einen Halt für die Pflanzen zu geben", erklärt Stephan Glatzel, Professor für Geoökologie an der Universität Wien.
"Ohne Boden wäre Leben und auch unser Leben nicht denkbar." Eine wichtige Funktion ist die Speicherung und langsame Freigabe des Wassers: Ein intakter Boden speichert Wasser, wenn es nach Starkregen zu Überflutungen kommt. Das Wasser gibt er dann wie ein Schwamm langsam wieder her. Der Boden ist auch ein Kohlenstoffspeicher. "Wenn wir dafür sorgen wollen, dass Kohlendioxid sich nicht allzu sehr in der Atmosphäre anreichert, dann können intakte Böden mit ihrem Humus dafür sorgen, dass der Kohlenstoff in ihnen gebunden wird", so Glatzel.
Der Boden ist ein Lebensraum, in einer Hand voll Boden sind mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde leben und von diesen Lebewesen - das meiste sind natürlich Bakterien oder Pilze - kennen wir die meisten überhaupt nicht. Er ist Träger einer vielfältigen Lebewelt d.h. die Pflanzen und die Tiere, die von den Pflanzen abhängen könnten ohne den Boden in ihrer Vielfalt auch nicht existieren.
In Österreich sind die fruchtbarsten Böden vor allem im Osten zu finden, die Schwarzerdeböden beispielsweise im Weinviertel und im nördlichen Burgenland. "Wir haben aber auch fruchtbare Böden im Alpenvorland und in vielen Talregionen Österreichs", berichtet Stephan Glatzel.
Die billigste Funktion des Bodens ist die Flächenfunktion. "Wenn wir Flächen zubauen und versiegeln, gehen die positiven Eigenschaften des Bodens verloren", warnt der Agrarwissenschaftler Stephan Glatzel. In Österreich liegt der tägliche Verbrauch für Siedlungs- und Verkehrstätigkeit bei 7 Hektar und der Gesamtflächenverbrauch inklusive Sportflächen, Abbauflächen usw. bei 22 Hektar. "Wenn wir eine betonierte Fläche wieder aufreißen, haben wir nicht den Boden, den wir vorher hatten. Bis sich ein Boden gebildet hat, dauert es Hunderte und Tausende von Jahren. Er lässt sich künstlich so schnell nicht wieder herstellen, das gleiche gilt auch für die Schadstoffe in Böden. Wenn wir Böden mit Schadstoffen anreichern, dann bekommen wir diese nachher nicht einfach'gewaschen'", so Glatzel.
"In den vergangenen Jahrzehnten ist man mit sehr ambitionierten Projekten in die Entwicklungsländer gegangen, um dort die Landwirtschaft zu stärken, aber hat die lokalen Bedingungen zu wenig beachtet und Methoden eingeführt hat, die im lokalen Kontext eher die Bodensituation verschlimmern als verbessern", berichtet die Biologin Elisabeth Sötz von der Austrian Development Agency. "Indem man den falschen Dünger oder falsche Mengen davon beziehungsweise Bodenbearbeitungsmethoden einführt hat, die die Bodenstruktur eher schwächen und damit den Boden anfälliger für Erosion machen." Mehr Wasser ist grundsätzlich gut für einen Boden. Zuviel Wasser oder Wasser zur falschen Zeit kann auch wieder die Erosion erhöhen, Boden in trockenen Gegenden versalzen und damit noch unfruchtbarer machen oder überhaupt wegschwemmen.
"Boden, der weniger Nährstoffe hat, ist schon einmal schwach. Jener, der in seiner Struktur geschwächt und keinen guten Zusammenhalt mehr hat, der keine Vegetationsdecke hat, die ihn schützt, ist anfällig", sagt die Biologin. Im Sahel wird Ackererde vom Wind einfach weggeblasen. Wasser hat eine größere Auswirkung. In Entwicklungsländern findet man in vielen ländlichen Gebieten Erosionsrinnen. Ein paar Meter tiefe Gräben werden aufgerissen und der Boden wird weggeschwemmt. Elisabeth Sötz: "Ganz besonders schlimm ist es besonders in gebirgigen Gegenden, z.B. in Äthiopien. Bei Hanglagen wird der Boden noch schneller durch die Schwerkraft weggespült und außerdem gibt es nicht nur ein Problem oben am Hang, wo die Bauern keine Erde mehr haben, sondern auch im Tal." Die Erde, die nach unten geschwemmt wird, kann sich so auswirken, dass sie Gewässer verschlämmt und damit die Wasserversorgung und die Fischerei beeinträchtigt. Im schlimmsten Fall führt es zu Überflutungen und Muren.
Dort, wo es schon Erosion gibt, kann man vor allem mechanische Maßnahmen setzen, indem man Steinmauern baut. Im flachen Gebieten werden bei Winderosion Steine nebeneinander gelegt, damit der Boden nicht so weit weggeweht werden kann. An Hanglagen bauen die Menschen Terrassen, um den Boden festzuhalten. Mauern seien manchmal die schnellst wirkende Möglichkeit, aber eine suboptimale Lösung. "Die beste Lösung meiner Auffassung ist die Aufforstung. Wenn man wieder Pflanzen setzt, ist das noch besser als die Steinmauern, weil sie viel vielfältiger wirken. Die Steinmauern wirken an der Oberfläche, halten dort Wind oder Wasser ab, aber die Pflanzen reichen in den Boden, stabilisieren ihn mit ihren Wurzeln. Sie können auch Nährstoffe wieder in den Boden bringen oder verfügbar machen", erklärt die Mitarbeiterin der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit.
Webseite: "Der Sonntag"
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