Patentlösungen kann ich auch hier nicht anbieten, doch eines ist gewiss: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)
Patentlösungen kann ich auch hier nicht anbieten, doch eines ist gewiss: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)
Interview mit Renate Moser, von der WIGE (der Plattform für Geschiedene und Wiederverheiratete in der Kirche)
Welche Ziele verfolgen Sie mit der „WIGE“– der „Plattform für Geschiedene und Wiederverheiratete in der Kirche?
Moser: Wir bieten in unsereren Kontaktstellen Begleitung, Beratung, Bildung und spirituelle Angebote. Als meine Aufgabe sehe ich außerdem die Vernetzung mit anderen Dienststellen der Kategorialen Seelsorge. Darüber hinaus ist es mir wichtig, die guten Kooperationen mit den Theologischen Kursen, der Universität Wien, dem Pastoralamt und anderen Einrichtungen, die es jetzt schon gibt, zu intensivieren.
Das Thema Geschiedene und Wiederverheiratete in der Kirche ist jetzt wieder stärker ins Blickfeld gerückt. Was bedeutet das für Ihre Arbeit in der WIGE?
Moser: Ich habe den Eindruck, dass heute in den meisten Pfarren Geschiedenen und Wiederverheirateten mit großem Respekt, mit Achtung ihrer persönlichen Situation und Barmherzigkeit begegnet wird. Manchmal spüre ich eine gewisse Ratlosigkeit oder Sprachlosigkeit.
Für viele Menschen, deren Ehe zerbricht, auch für jene, die wieder eine neue Partnerschaft eingehen, ist es wichtig, die Zugehörigkeit zur Kirche erleben und Kraft aus dem Glauben schöpfen zu können.
Was kann die Kirche dann konkret tun?
Moser: Ich wünsche mir, dass die Kirche als ein Ort erlebt wird, wo Menschen auch angesichts des Scheiterns von Lebensentwürfen auf Verständnis stoßen und nicht ausgeschlossen werden. Die WIGE wird sich wie bisher dafür einsetzen.
Unsere wichtigste Broschüre sind die „Aufmerksamkeiten“, eine Handreichung für den Umgang mit Geschiedenen und Menschen, die an eine neue Partnerschaft denken und mit Gott in Frieden leben wollen. Sie finden vielerorts Beachtung, wir haben Bestellungen aus Pfarren und Einrichtungen in ganz Österreich und deutschen Diözesen, was uns sehr freut.
Kirche lebt von Festen und durch Feste ... Wie können (kirchliche) Feste in unterschiedlichen Familienformen gestaltet und gefeiert werden?
Moser: Wenn ich an die Firmung meines Sohnes denke, kurz nachdem mein Mann ausgezogen war, so muss ich zugeben, dass ich mit der Gestaltung dieses Festes total überfordert gewesen bin. Es ist uns allen nicht besonders gut dabei gegangen. Heute würde ich die Sache anders angehen und bereits im Vorfeld mit meinem Sohn mögliche Spannungen und Konflikte thematisieren.
Ich denke, es ist wichtig, Gefühle zu benennen und vor allem die Wünsche des Kindes zu erfragen, wie es sich vorstellt, dieses Fest zu feiern. Wenn es gelingt, im Interesse des Kindes die eigenen Bedürfnisse zu Gunsten eines gemeinsamen Festes zurückzustellen, ist das natürlich großartig. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das nicht immer gelingen wird.
Ein seelsorgliches Gespräch vor der Feier kann dabei entlastend sein. Patentlösungen kann ich auch hier nicht anbieten, doch eines ist gewiss: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)
Interview: Stefan Kronthaler
Plattform für Geschiedene und Wiederverheiratete in der Kirche (WIGE)
Dr. Renate Moser
Stephansplatz 6/6/626
1010 Wien
E-Mail: wige@edw.or.at
oder Internet: Kategoriale Seelsorge der Erzdiözese Wien
Broschüre: "Aufmerksamkeiten"