Gott war für Carola Neubauer in ihrer Jugend etwas für alte Frauen oder wenn jemand stirbt, aber Relevanz in ihrem Leben hatte er, obwohl sie getauft und gefirmt war, keine. "Ich hab nicht gesagt, Gott gibt’s nicht, aber er hatte mit meinem Leben definitiv nix zu tun", so die heute 42-Jährige. Immer schon hätte es aber Gespräche mit ihrer sehr gläubigen Freundin und Mitbewohnerin gegeben. "Ich selbst war so der Typ, der überall dabei sein musste, ich hatte Angst, das Leben zu versäumen. Man weiß nie, wen man auf dieser oder jener Party noch trifft. Ich war von einer inneren Unruhe angetrieben", so Carola. Ihre Freundin wiederum wollte heiraten, wollte Kinder bekommen. "Ich fand das ein bisserl fad und dachte mir, heiraten will ich so und so nicht, und Kinder auch nicht. Ich habe versucht mein Leben selbst zu gestalten und das ging phasenweise wirklich schief – vor allem in Beziehungen. Ich hatte da auch keine konkrete Vorstellung, was ich will. Das war bei mir von der Stimmung abhängig, was mich gerade interessiert hat."
Im Rückblick sei es eine Suche nach Liebe auf einem menschlichen Fundament, und damit zum Scheitern verurteilt gewesen, so Carola. Die Bewunderung für ihre Freundin, die auf den Mann warten wollte und Familie haben wollte, war aber immer da, auch wenn sie dachte, das sei nichts für sie selbst. "Ich selbst habe mich in diesen Beziehungsversuchen oft sehr ausgenutzt gefühlt. Es war mit viel Enttäuschung verbunden, aber natürlich gehören immer zwei dazu."
In einer schwierigen Phase ihres Lebens wurde ihr dann bewusst, dass sie in vielen Dingen gescheitert war. "Für mich war das ein Moment der Schwäche, aber einer, in dem Gott die Chance hatte sich mir zu zeigen. Ich war offen für eine Begegnung mit Gott." Auslöser war ein Gespräch, in dem sie sehr harte Aussagen über sich selbst zu hören bekam. "Ich wollte danach eigentlich in eine Kirche gehen, das war so ein Instinkt, aber da war nirgendwo eine. Doch meine Freundin hatte in unserem Wohnzimmer eine Gebetsecke eingerichtet. Bis dahin hatte ich die immer geleugnet – ich habe gesagt, das hat nichts mit mir zu tun. Aber in diesem Moment nach diesen harten Aussagen, war es der Ort, an den ich konnte. Ich bin mir, meinem ganzen Scheitern, meiner Schuld bewusst geworden."
Es sei eine große Erfahrung für sie gewesen: "Ich mit meinem Scheitern, meiner Schuld, darf zu Gott kommen und er sagt mir, es ist schon gut. Es ist nicht gut, was ich gemacht habe, aber er liebt mich trotzdem, hat mich immer geliebt und ich kann weiter gehen. Für mich war diese Erfahrung ein echter Schlüsselmoment. In meinem Leben hat sich ein ganz neuer Weg geöffnet. Ich kann neu anfangen, Gott verzeiht mir. Das hat mein Lebenskonzept auf den Kopf gestellt, das war der Beginn eines neuen Denkens, Gott ist da, er kümmert sich um mich, ich muss nicht alles in der Hand haben, ich kann vertrauen, er interessiert sich für mich und sorgt dafür, dass ich nicht zu kurz komme.
Meine Unruhe hat sich in eine gewisse Sicherheit gelegt. Ihn kann ich jederzeit ansprechen, als ein echtes Gegenüber."
Wichtig war für Carola auch, dass es das Sakrament der Versöhnung gibt. "Das hat mich in kleinen Schritten wahnsinnig tief verändert und mir ein ganz neues Leben ermöglicht. Aus Angst zu kurz zu kommen, hatte ich ein gewisses Desinteresse an den Menschen. Ich habe Gelassenheit geschenkt bekommen. Mittlerweile bin ich verheiratet und wir haben sechs Kinder. Ich habe Freude am Leben. Ich will wirklich weitergeben, was ich an Freude, an Liebe, an Zuwendung geschenkt bekommen habe."
Ein Leben ohne Gott wäre für Carola sehr hart. "Jeder Mensch ist auf der Suche und sehnt sich nach etwas, von dem ich glaube, dass es konkret Liebe ist. Eine Liebe, die menschlich oft schwer erfüllbar ist. Meine Mitmenschen auch mein Ehepartner sind nicht meine Wunscherfüller, sie sind kein Ersatz für Gott, ihre Liebe bleibt immer menschlich. Ich bin ja auch nicht für alle anderen immer nur toll. Mit Gott aber ist es so, dass es eine echte und wahre Liebe ist, eine Lebenszusage, dass mein Leben auch einen Sinn hat."