Dienstag 15. Oktober 2024
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"Jüdische Schriftauslegung auch für Christen wichtig"

(08.01.2013) Zum Tag des Judentums am 17. Jänner fordert der Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit dazu auf, mehr auf die jüdische Schriftauslegung zu hören.

"Christen können viel von jüdischer Exegese lernen können, darauf hat das Lehramt der katholischen Kirche immer wieder hingewiesen", so Martin Jäggle, Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Zum "Tag des Judentums", den die Kirchen in Österreich am 17. Jänner begehen, macht der Koordinierungsausschuss auf "den grundlegenden Wert jüdischer Schriftauslegung für den christlichen Glauben" aufmerksam: So forderte etwa 2001 der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Josef Ratzinger, in seinem Vorwort zur Studie der Päpstlichen Bibelkommission "Das jüdische Volk und seine heilige Schrift in der christlichen Bibel" einen "neuen Respekt für die jüdische Auslegung des Alten Testaments".

 

Die Traditionen der jüdischen Lektüre der Bibel "differenziert und mit Gewinn aufzunehmen" empfehlen die "Hinweise für eine richtige Darstellung von Juden und Judentum in der Predigt und Katechese der katholischen Kirche" aus dem Jahr 1985.

 

Jüdische Bibelauslegung auch in kirchlichen Medien

Die derzeitige kirchliche Praxis liege noch weit hinter der Vision des Konzils zurück, kritisiert der Präsident des Koordinierungsausschusses Martin Jäggle: "Es geht nicht nur darum, beim Studium und in der Verkündigung dem Alten Testament seinen gebührenden Platz einzuräumen, sondern in seiner Auslegung sich auch mit jüdischen Traditionen zu beschäftigen." Die Medien hätten dazu eine Vorbildwirkung: "Es gibt in Kirchenzeitungen und im Radio regelmäßig Kolumnen zu den kirchlichen Sonntagslesungen. Jüdinnen und Juden sind bei deren Auslegung noch nie zur Wort gekommen", bedauert Jäggle. "Vom kirchlichen Lehramt her wäre dies jedoch schon lange als Selbstverständlichkeit vorgesehen."

 

Im evangelischen Bereich gebe es exemplarische Versuche, die christliche Predigt auf dem Hintergrund jüdischer Schriftinterpretation zu vertiefen.

 

Jesus folgte der jüdischen Bibel

Eine jüdische Beteiligung am christlichen Bibelstudium könne auch helfen, den Wert der jüdischen Bibel, der Tora, als Quelle des Glaubens zu entdecken, erklärt Jäggle. "Jesus kannte keine Evangelien, er lebte nach den Richtlinien der Tora." Wenn Jüdinnen und Juden heute über die Tora nachdenken, "führen sie uns ein in den Glaubensweg Jesu. Dieser ist auch für Christinnen und Christen von existenzieller Bedeutung", so Jäggle.

 

Christlich-jüdische Bibelwoche im Juli 2013

Um Christinnen und Christen mit der jüdischen Bibel vertraut zu machen, veranstaltet der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit seit einigen Jahren eine "Mittelleuropäische Bibelwoche". Die nächste Bibelwoche findet von 14. bis 17. Juli 2013 in der ungarischen Stadt Köszeg/Güns statt. Dabei werden christliche Teilnehmer aus Österreich, Ungarn, Serbien und der Slowakei begleitet von jüdischen Lehrerinnen und Lehrern die ersten Kapitel des Buches Genesis - im Hebräischen "Bereschit" genannt - studieren.

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