Die Vorsitzende des Wiener Katholischen Familienverbandes begrüßte den Vorstoß von Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl, nach deren Weisung nur Kinder, die hinreichend Deutsch können, mit der ersten Klasse Volksschule beginnen dürfen. Kinder mit Defiziten in der deutschen Sprache sollen ein Jahr in der Vorschule gefördert werden. Brandsteidls Initiative sei eine langjährige Forderung des Familienverbandes, so Lang, allerdings sei eine noch frühere Schulanmeldung sinnvoller: Diese würde "die Förderung noch effizienter machen, weil früher Defizite entgegengewirkt werden könnte", erklärte Lang.
Im Hinblick auf die Förderung von Integration und Sprachkompetenz sei das verpflichtende Gratiskindergartenjahr vor Schuleintritt ebenso sinnvoll wie die spezielle Förderung von Kindern mit Sprachproblemen in Vorschulklassen, so der Wiener Katholische Familienverband. Der KFVW fordere seit Jahren die Einführung des Schwerpunkts "Sprach- und Lesekompetenzen" sowie die "verstärkte, spezielle und individuelle Förderung von Kindern mit zu geringen Deutschkenntnissen wie auch mit Teilleistungsschwächen", heißt es in der Aussendung.
"In den nicht-deutschsprachigen Ballungsklassen soll verstärkter Sprachen-Unterricht durch eine Teilung im Deutschunterricht bereits dann erfolgen, wenn mehr als 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Klasse zu geringe Deutschkenntnisse besitzen. Zusätzlich soll die Beherrschung der Erstsprache gefördert werden, weil dies das Erlernen von Deutsch erleichtert und stärkt", fordert Lang.
Intergrations-Staatssekretär Sebastian Kurz möchte die Beherrschung der deutschen Sprache als Kriterium der Schulreife gesetzlich verankern und erhielt dabei Rückenstärkung von Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Dieser sprach sich für einen Ausbau der Vorschule für Kinder mit Sprachdefiziten aus. Für Wiens Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl ist ein "zusätzliches Förderjahr am Anfang" besser "als eine langfristig negative Schullaufbahn", berichtete die "Wiener Zeitung" am Mittwoch. In den derzeit 117 Wiener Vorschulklassen befinden sich 1.658 Schüler. Die Zahl der Schul-Einsteiger beläuft sich in Wien auf 16.000.
Laut Statistik Austria war der Anteil der als nicht schulreif eingestuften Kinder im Schuljahr 2011/12 in den Bundesländern Salzburg (18 Prozent) und Vorarlberg (17 Prozent) am höchsten. Tirol und Wien rangieren mit je elf Prozent noch vor dem Österreich-Schnitt von neun Prozent. Den geringsten Anteil an Kindern, denen mangelnde Schulreife bescheinigt wurde, weisen demnach Kärnten mit drei sowie das Burgenland und die Steiermark mit je zwei Prozent auf.