Der emeritierte Luzerner Neutestamentler Walter Kirchschläger zeigte in seinem Festvortrag die "entkrümmende" Wirkung der Botschaft Jesu auf. Anhand eines Heilungswunders aus dem Lukasevangelium, bei dem Jesus am Sabbat eine seit 18 Jahren gekrümmte Frau "aufrichtete", wies der Exeget auf das befreiende Potenzial des Glaubens hin. Auch die Kirche stehe in der Nachfolge Christi immer wieder auf dem Prüfstand, ob sie "krümmt" oder aber "entkrümmt", so Kirchschläger. Den Jubilar Helmut Schüller lobte der Bibelwissenschaftler dafür, "die Tugend des aufrechten Ganges in Kirche und Gesellschaft hoffähig zu machen".
Schüllers Nachfolger als Caritas-Präsident, Franz Küberl, würdigte Schüllers "dem Gesamtkunstwerk Mensch" verpflichtete Managementleistung. Nicht zuletzt mit seinen klaren Worten beim "Lichtermeer" gegen Ausländerfeindlichkeit 1993 habe Schüller dazu beigetragen, die Caritas zu einem "Sprachrohr der Wirkmächtigkeit des Evangeliums" zu machen.
Helmut Schüller wurde am 24. Dezember 1952 in Wien geboren und 1977 zum Priester geweiht. 1988 folgte er Leopold Ungar als Wiener Caritasdirektor nach und wurde 1991 Präsident der Caritas Österreich. Von 1995 bis 1999 war Schüller Generalvikar der Erzdiözese Wien. Derzeit ist er Hochschulseelsorger und Pfarrer von Probstdorf (Niederösterreich) sowie Vorstandsvorsitzender des Vereins "Fairtrade Österreich".
Aufmerksamkeit erregte Schüller als Mitbegründer der Pfarrer-Initiative, die mit einem "Aufruf zum Ungehorsam" für Schlagzeilen sorgte. Die österreichischen Bischöfe haben seither mehrfach betont, dass man mit den Mitgliedern der Pfarrerinitiative im Gespräch bleiben wolle und diesen auf der Ebene der Diözesen auch führe.