Donnerstag 9. Januar 2025
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Ökumenische Tagung: Wirtschaft vergisst auf Zukunft

(11.01.2013) Eine endliche Welt erlaubt kein unendliches Wachstum, so der Volkswirtschaftler Scherhorn.

Mit einem Aufruf zur "Empathie mit zukünftigen Generationen" hat der deutsche Volkswirtschaftler Gerhard Scherhorn am Donnerstag, 10. Jänner 2013, die internationale ökumenische Tagung "Gerechtigkeit in einer endlichen Welt" an der Universität Wien eröffnet. Das heutige Wirtschaftssystem vergesse auf die Erhaltungskosten der Umwelt und blende damit die Zukunft aus. Man vertraue darauf, dass für immer knapper werdende Rohstoffe ein Ersatz gefunden wird, und hat sich damit an den "Substanzverzehr der natürlichen Ressourcen" angepasst, erklärte Scherhorn. Er zeigte sich davon überzeugt, dass die Menschheit in Frieden mit der Natur leben könne, sich dabei jedoch selbst blockiert.

 

Umdenken erforderlich

Für den emeritierten Professor der Universität Mannheim ist es nur eine Frage der Logik, "dass auf einer endlichen Welt kein unendliches Wachstum möglich ist". Daher müsse die Menschheit sich zu einer nachhaltigen Wirtschaft bekennen, die sowohl die natürlichen, als auch die soziokulturellen Lebensgrundlagen achtet und erhält. Eine solche Selbstbegrenzung sei nicht nur zwingend nötig, sie würde auch "wesentlich milder und bekömmlicher" ausfallen, als eine Begrenzung die durch weiteren Substanzverzehr erfolgen würde. Das so erforderliche Umdenken müsse letztlich auch zu einer Veränderung der gesellschaftlichen Normen führen, um sie "nachhaltigkeitsfreundlicher" zu machen und einen wirksamen Schutz der Gemeingüter einzuführen, betonte Scherhorn abschließend.

 

Klimasündern fehlt Antrieb zum Umdenken

Die Notwendigkeit zum Umdenken stellte auch Professor Ingeborg Gabriel, Leiterin des Instituts für katholische Theologie, im Rahmen ihrer Eröffnungsrede in den Vordergrund. Für Gabriel kommt allerdings der "Motivationsfrage" eine zentrale Rolle zu, da "diejenigen, die Klimaveränderungen herbeigeführt haben, nicht diejenigen sind, die am meisten darunter zu leiden haben". Kirchen und Religionsgemeinschaften sieht Gabriel als "größte Akteure der Zivilgesellschaft" im besonderen Maß gefordert. So müsse es zur "Bündelung aller Kräfte" kommen, in der nicht zuletzt der Ökumene eine besondere Bedeutung zukomme.

 

Gemeinsames Vorgehen nötig

Auch Bischofsvikar Nicolae Dura, Vorsitzender des ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich, forderte die Wahrung der Schöpfung Gottes. Dies sei ein gemeinsamer Auftrag, dem sich insbesondere auch die Ökumene im Projekt "Sozialwort" angenommen habe, da für Dura der "Einsatz für Gerechtigkeit und die Wahrung der Schöpfung" untrennbar miteinander verbunden sind.

Auch der Direktor der katholischen Sozialakademie, Pater Alois Riedlsperger SJ, forderte ein gemeinsames Engagement für Zukunftsfragen der Menschheit. Dabei würden sich christliche Kirchen schon seit Jahren mit den Themen "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" einsetzen und damit auch ihre Verpflichtungen aus der Charta Oecumenica erfüllen. All diese Bemühungen dürften jedoch nicht nur theoretische Forderungen bleiben, erklärte Riedlsperger; er forderte die praktische Umsetzung des Nachhaltigkeitsprinzips, die erst ein verbindliches Handeln ermögliche.

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