Kardinal Schönborn wird die aktuelle Lage sowie die Zukunft der Seelsorge im Dekanat am Freitag, 18. Jänner, bei einer Pastoralkonferenz mit den Priestern, Ordensleuten und Pfarrmitarbeitern besprechen. Danach wird in der Krypta der Canisiuskirche eine Abschlussvesper gefeiert.
Die Liste der zu visitierenden Einrichtungen war für den Kardinal weitaus umfassender als bei einer "Standard-Visitation", bei der es nur um Pfarren geht. Denn das Stadtdekanat 8/9 ist im Gegensatz zu anderen Dekanaten auch stark von der kategorialen Seelsorge geprägt. Zu visitieren hatte der Wiener Erzbischof auch das Allgemeine Krankenhaus und weitere Spitäler, drei Universitäten einschließlich der Universitätsseelsorge und der Seelsorge an ausländischen Studierenden im Afro-Asiatischen Institut (AAI), zahlreiche fremdsprachige Gemeinden, die Gefangenenhäuser mit den dort tätigen Seelsorgern sowie das Priesterseminar. Von den 65.000 Einwohnern im Dekanat sind 29.000 Katholiken.
Die Visitation des Stadtdekanats 8/9 fällt in der Phase der 2012 gestarteten Wiener Diözesanreform. Das sei ein spannendes Vorhaben, hatte Dechant Wolfgang Kaes und die Josefstädter Bezirksvorsteherin Veronika Mickel beim Start der Visitation betont. Kardinal Schönborn nannte die Diözesanreform im Vorjahr die "tiefst greifende Umbau der Erzdiözese seit der Pfarr-Reform von Kaiser Joseph II. vor mehr als 200 Jahren". In Wien werde es in den nächsten Jahren größere Pfarren geben, "aber eine noch größere Zahl an kleinen christlichen Gemeinden", so Kardinal Schönborn im Mitarbeitermagazin "themakirch.at".
In den Kleingemeinden würden Getaufte ihre Verantwortung wahrnehmen, "als Christen, die voll im Leben stehen". Unter der Leitung des Pfarrers und des Pfarrgemeinderates würden sie die Gemeinden auch selber führen. "Wir stehen in der Erzdiözese Wien ganz in der Linie dessen, was sich weltweit in der katholischen Kirche tut", so der Wiener Erzbischof.
Wichtig sei ihm auch die Stärkung der priesterlichen Gemeinschaft, "gerade in einer säkularisierten Gesellschaft, in der der Priester keine selbstverständliche Beheimatung mehr hat". Auch das Miteinander aller Getauften, die oft als Minderheiten leben, habe große Bedeutung. Kardinal Schönborn will "keine verschreckte, sondern eine mutige und selbstbewusste Minderheit", die das Evangelium in die Gesellschaft trage.