Die katholische Kirche baut in den vergangenen Jahrzehnten immer stärker auf "Fachkräfte" aus dem Ausland: Unter den rund 750 aktiven Priestern der Erzdiözese Wien sind ein Drittel nichtdeutscher Muttersprache, berichtete der frühere Wiener Generalvikar Franz Schuster in einem "Kathpress"-Interview bei der Österreichischen Pastoraltagung zum Thema "Migration und Integration" in Salzburg.
Unter den "klerikalen Immigranten" nach Österreich bilden die Polen und Deutschen die deutlich größten Gruppen. Unter den insgesamt 60 Nationalitäten sind viele aus den Nachbarländern Österreichs, aber auch 25 Inder und 15 Nigerianer vertreten. "Wenn wir sie nicht hätten, wäre die Seelsorge so nicht mehr möglich", sagte Schuster, der nun Pfarrer in Wien-Strebersdorf ist.
In seiner Zeit als Generalvikar richtete Franz Schuster die nun von ihm geleitete "Interkulturelle Akademie für Priester" (IKAP) ein, die den Zugewanderten die Integration in Österreich erleichtern soll. Dies geschieht durch Sprachkurse ebenso wie durch Einführungen in die Landeskultur, Supervision und begleitende Gespräche. Nach zweijährigem Einsatz in der Seelsorge entscheidet die Diözesanleitung dann über einen Verbleib des Betreffenden.
Als "Knackpunkte" für die gelingende Integration der ausländischen Priester in einer Pfarre bezeichnete Schuster die Laienmitarbeit - für viele sei ein mitentscheidungsbefugter Pfarrgemeinderat eine ungewohnte Erfahrung -, damit zusammenhängend das Priesterbild sowie die "Hürde Sprache", die etwa für erfolgreiche seelsorgliche Gespräche genommen werden müsse. Mentalitätsunterschiede in Bezug auf die Stellung des Priesters stellt Schuster - wie er berichtete - am häufigsten bei polnischen Pfarrern fest; hier gebe es mancherorts "Reibungsflächen" mit engagierten Laien. Afrikanische Priester wiederum stießen öfters auf Skepsis seitens der Pfarre, die jedoch durch die Umgänglichkeit der Schwarzafrikaner meist ausgeräumt werde.
Beide Seiten - Priester und Pfarre - müssten sich aufeinander zubewegen und die Bereitschaft zeigen, sich aufeinander einzulassen, betonte Schuster. Die insgesamt sechs Mitarbeiter der IKAP bieten dabei ihre Vermittlungskompetenz an.
Der 53-jährige "Alt-Generalvikar" würde es nicht gutheißen, würde der Priestermangel hierzulande dazu führen, dass das Evangelium "nur mehr mit Akzent" vermittelt wird. Doch gegenwärtig sehe er den "Input" aus dem Ausland als Bereicherung und Kontrapunkt zu einer kirchlichen "Wir sind wir"-Mentalität. Großteils mache man gute Erfahrungen mit Priestern aus dem Ausland, "ich bin froh, dass sie zu uns kommen".