Donnerstag 9. Januar 2025
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Abschluss der Pastoraltagung über Migration und Integration

(14.01.2013) Teilnehmer bekunden Solidarität mit Flüchtlingen in der Votivkirche.

Die Katholiken in Österreich feiern ihren Glauben in 30 Sprachen. Für die knapp eine halbe Million katholische Migranten stehen mehr als 100 Seelsorger zur Verfügung, 22 davon sind hauptamtlich tätig. In insgesamt 144 Orten in Österreich sind anderssprachige Zuwanderer-Gemeinden ansässig. Diese beeindruckenden Zahlen für die Vielfalt der katholischen Kirche nannte der langjährige Nationaldirektor der Fremdsprachigen Seelsorge Österreichs, der selbst aus Siebenbürgen stammende Laszlo Vencser, am Samstag, 12. Jänner 2013, zum Abschluss der Pastoraltagung in Salzburg-St. Virgil zum Thema "Migration und Integration". Knapp 400 Interessierte, darunter einige Bischöfe, nahmen daran teil.

 

Österreich war schon zu Zeiten der Donaumonarchie ein Einwanderungsland und ist dies nach wie vor, wies Vencser hin. Katholische Migranten fänden in kirchlichen Gemeinden "ein Stück Heimat" und suchten vielfach Liturgie und Seelsorge in ihrer Muttersprache. Die Kirche wende sich "Ausländern" zu und müsse "keine Wahlkampagnen führen": Dies sei Ausdruck der christlichen Überzeugung, dass alle Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Weltanschauung Kinder Gottes mit gleicher Würde seien. "In der Kirche gibt es keine Fremden, keine Ausländer", betonte der Migrantenseelsorge-Verantwortliche.

 

Drogendealer-Klischee bei Schwarzafrikanern

Einer der in diesem Bereich tätigen Priester, der aus Ghana stammende Steyler Missionar Pater Patrick Kofi Kodom, schilderte seinen "langen Weg nach Österreich". Es sei nicht leicht, als Schwarzafrikaner hierzulande Fuß zu fassen. Drogendealer-Klischees und Ausweiskontrollen seien allgegenwärtig. Wenn er allerdings seinen Priesterkragen trage, "geht alles leichter", so der für Schubhäftlinge verantwortliche Pater Kofi. Und genau deshalb zeige er sich fast nie im Kollar - "als Zeichen der Solidarität" mit den Hunderten anderen Schwarzafrikanern in Wien, wie er unter Beifall sagte: "Mir soll es nicht besser gehen als den anderen."

 

Bünker: Positive Sicht der "Diaspora"

Auf die Erfahrungen der evangelischen Kirche mit Migration wies der lutherische Bischof Michael Bünker hin. Zunächst sei die Emigrationsgeschichte der Protestanten zu nennen: 1837 sei aus Österreich die letzte religionsbedingte Auswanderung aus Mitteleuropa erfolgt, davor seien "Menschen immer wieder hin- und hergeschoben" worden. Im 20. Jahrhundert war die evangelische Kirche vor allem "eine aufnehmende". Die Integration sei dabei oft nicht leicht gefallen, und verwies auf die Rückwanderung der deutschsprachigen Protestanten aus Siebenbürgen.

Anhand des modern gewordenen Begriffs der "Diaspora" umschrieb Bünker einen Aspekt der "Fremdheit", der eigentlich allen Christen eigen sei. Das in der Bibel für Vertreibung und Zerstreuung stehende Wort werde zunehmend positiv "umcodiert" in dem Sinn, dass Christen in einem un- oder nichtmehr-christlichen Umfeld zur befruchtenden "Aussaat Gottes" werden.

Auch der Theologe Karl Rahner habe von "Diaspora" als normale Befindlichkeit der Christen in der Gegenwart und Zukunft gesprochen, so Bünker. Diese Perspektive entlaste von der Sicht mancher Kirchenvertreter, die säkulare Welt von heute sei "defizitär". Aus der Sicht Gottes sei sie das nicht.

 

Konzil sprach "Recht auf Migration" zu

Die Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils, "Gaudium et spes", spreche Bedrängten ausdrücklich das "Recht auf Migration" zu, erinnerte der Wiener Weihbischof Franz Scharl. Als "Herausforderung" vor dem Hintergrund der von Asylwerbern besetzten Votivkirche bezeichnete Scharl das Vatikandokument "Erga migrantes caritas Christi" ("Die Liebe Christi zu den Migranten", 2004), das einerseits Heimatvertriebene als Abbild Christi zeichne, denen die Kirche verpflichtet sei, andererseits aber eine Instrumentalisierung von Kirchen für die Durchsetzung öffentlicher Forderungen explizit ablehne. Er selbst sei froh, dass die Kirche den Flüchtlingen Platz biete, bange aber zugleich um deren Gesundheit angesichts des Hungerstreiks vieler Betroffener.

 

Solidarität mit Flüchtlingen in Votivkirche

Mehrere Teilnehmer der Pastoraltagung bekundeten in Wortmeldungen Anteilnahme an den Flüchtlingen in der Votivkirche. So wurde der Appell formuliert, die im Bildungshaus St. Virgil Versammelten mögen ihre Haltung in Leserbriefen und Internetforen zum Ausdruck bringen und damit einen christlichen Kontrapunkt zur Gehässigkeit und Fremdenfeindlichkeit setzen, die beim Thema Flüchtlinge oft hervorbrechen.

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