Die große Tradition Österreichs als "Drehscheibe des internationalen Dialogs und des Friedens" hat der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, gewürdigt. In seiner Funktion als Doyen des Diplomatischen Corps ging Zurbriggen in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Heinz Fischer am Dienstag, 15. Jänner 2013, auf das im November eröffnete "König Abdullah Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" ein.
Er hoffe, so der Nuntius, dass das Zentrum als "stabile und permanente internationale Plattform für den Dialog zwischen den Weltreligionen" dienen werde. Österreich und im besonderen die Stadt Wien würden dadurch bereichert. Auch der Bundespräsident ging in seiner Ansprache auf das neue Zentrum und das Ende Februar in Wien stattfindende "Global Forum" über unter anderem religiösen Pluralismus ein.
Besorgt zeigte sich der Nuntius über die Situation der Weltwirtschaft, die immer noch von schwachem Wachstum geprägt sei: "Das sind keine guten Aussichten vor allem für die ärmsten Länder. Daher dürfen die Anstrengungen zur Entwicklungszusammenarbeit nicht nachlassen, sondern sie müssen gezielt weitergeführt werden."
Immer noch Christenverfolgung
Zurbriggen erinnerte auch an das Edikt von Mailand des Jahres 313, mit dem den Christen und auch den Gläubigen anderer Religionen im Römischen Reich erlaubt wurde, ihre Religion frei auszuüben. "Bedauerlicherweise müssen wir feststellen, dass 1.700 Jahre später es immer noch örtlich begrenzte religiös motivierte Verfolgungen von Christen oder anderer Minderheiten gibt", so Zurbriggen.
65 Jahre UN-Menschenrechtscharta
Er verwies auch auf die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte", deren Verabschiedung durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen sich heuer zum 65. Mal jährt. Die Menschenrechtscharta sei das ausdrückliche Bekenntnis der Vereinten Nationen zu den Allgemeinen Grundsätzen der Menschenrechte als Grundlage des humanitären Völkerrechts. Darin werde auch ausdrücklich die Religionsfreiheit als zentrales Menschenrecht erwähnt.
Global Forum der UNO in Wien
Für das Jahr 2013 nannte der Nuntius als wichtiges Ereignis das in Wien stattfindende "V. Global Forum der Allianz der Zivilisationen der Vereinten Nationen", das sich mit der Frage verantwortungsvoller Führung in Diversität und Dialog beschäftigen wird.
Der Apostolische Nuntius verwies in seiner Rede auch auf die Weltfriedensbotschaft von Benedikt XVI., in der dieser einen Appell an alle Menschen guten Willens richtete, Friedensstifter zu sein. Die Globalisierung mit ihren positiven wie negativen Aspekten sowie andauernde blutige Konflikte und drohende Kriege erforderten einen erneuten und einhelligen Einsatz in dem Bemühen um das Gemeinwohl wie um die Entwicklung aller Menschen.
Bundespräsident betont Dialog der Religionen
Bundespräsident Heinz Fischer bekräftigte seinerseits in seiner Rede, dass sich Österreich auch 2013 im Dialog der Kulturen und Religionen stark engagieren werde. Zudem zählten die Minderung der weltweiten Armut und extremer Chancenungleichheit, sowie eine nachhaltige Entwicklung zu den Prioritäten der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit.
Wie immer auch in diesem Jahr die Nationalratswahl und die anstehenden Landtagswahlen ausgehen, Österreich werde seine Mitarbeit am Projekt der europäischen Integration mit Nachdruck und in verantwortungsbewusster Weise fortsetzten, sagte der Bundespräsident: "Österreich ist ein nicht unwichtiger Teil Europas und die Zukunft Europas ist wesentlich für die Zukunft Österreichs."
Sorge um Nahost
Besorgt zeigte sich das Staatsoberhaupt über die Situation im Nahen Osten. Kritik übte er im Besonderen an der israelischen Siedlungspolitik in den Palästinensergebieten. Es sei nicht einzusehen, dass Israel auf die Aufwertung des Status der Palästinenser bei der UNO mit der Forcierung israelischer Siedlungstätigkeit außerhalb des israelischen Hoheitsgebietes antworte.
Für Syrien verlangte Fischer den sofortigen Stopp der militärischen Auseinandersetzungen. "Wem eine gute Zukunft des syrischen Volkes ehrlich am Herzen liegt und wer eine schon viel zu lange Phase der Gewalt und des Blutvergießens beenden will, der muss dafür eintreten, dass sich alle maßgeblichen Kräfte des Landes, sowohl aus dem Oppositionslager als auch aus dem Regierungslager, an einen Tisch setzen und an einer tragfähigen Lösung arbeiten." Vor diesem Hintergrund sei die jüngste Rede des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad enttäuschend gewesen, "aber auch der Versuch, eine Diktatur mit militärischer Gewalt durch eine andere Diktatur zu ersetzen, wäre keine Lösung". Im Hinblick auf Ägypten sagte Fischer: "Das ägyptische Volk - und zwar Männer und Frauen in gleichberechtigter Weise - ist reif für eine pluralistische Demokratie."