Freitag 10. Januar 2025
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Wehrpflicht oder Berufsheer? Keine Festlegung durch kirchliches Lehramt

(16.01.2013) Das kirchliche Lehramt kennt keine Präferenz für allgemeine Wehrpflicht oder Berufsheer. Eine Analyse von Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe.

Wohl kaum zuvor hat die Frage nach einem gerechten und umfassenden Frieden einen so hohen Stellenwert in den Lehraussagen der katholischen Kirche gehabt, wie seit Ende der beiden Weltkriege. Und dennoch gibt es zur aktuellen Debatte um die Wehrpflicht keine Festlegung durch das kirchliche Lehramt. Dies belegt eine Analyse der dafür in Frage kommenden Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, des Katechismus der katholischen Kirche, des Kompendiums der Soziallehre der Kirche und des Jugendkatechismus "YOUCAT".

 

Hauptgrund dafür ist, dass die Entscheidung zwischen Wehrpflicht oder Freiwilligenheer nicht den Charakter einer ethische Grundsatzfrage, sondern vielmehr den einer abgeleitete Konkretisierung hat, wo es berechtigter Weise zu unterschiedlichen Lösungen kommen kann. Diese Zulässigkeit einer legitimen Pluralität in politischen Sachfragen thematisierte ganz allgemein das Konzil im Dokument über die Kirche in der Welt ("Gaudium et Spes") und dort im Kontext der Verantwortung der Laienchristen für die Welt (Nr. 43).

 

"Wirksame Macht" für Sicherheit notwendig

Der Förderung des Frieden widmet das Konzil im selben Dokument dann ein eigenes Kapitel (Nr. 77-82). Als Zielvorstellung bleibt die "absolute Ächtung des Krieges", die "auf Basis einer Übereinkunft zwischen allen Nationen" erfolgen soll. Dazu sei erforderlich, "dass eine von allen anerkannte öffentliche Autorität eingesetzt wird, die über wirksame Macht verfügt, um für alle Sicherheit, Wahrung der Gerechtigkeit und Achtung der Rechte zu gewährleisten". Der Hinweis auf die Erforderliche "wirksame Macht" verdeutlicht, dass diese angestrebte Weltautorität über militärische Möglichkeiten verfügen muss, um einen umfassenden Frieden aufrecht zu erhalten.

"Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker"
 

Bis dieser Zustand jedoch erreicht ist, bleibt das moralische Recht des Staates auf militärische Verteidigung bestehen - so hält das Konzil fest. In diesem Kontext (Nr. 79) steht dann auch das vielzitierte Wort über den Wehrdienst: "Wer als Soldat im Dienst des Vaterlandes steht, betrachte sich als Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker. Indem er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt er wahrhaft zur Festigung des Friedens bei." Weiters sieht es das Konzil als "angebracht, dass Gesetze für die in humaner Weise Vorsorge treffen, die aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigern, vorausgesetzt, dass sie zu einer anderen Form des Dienstes an der menschlichen Gemeinschaft bereit sind". Beide Aussagen des Konzils betreffen somit Wehr- und Zivildienst, ohne jedoch weitere Vorgaben der Konkretisierung zu machen.

 

Katechismus wiederholt Konzilslehre

Im Wesentlichen wiederholt der Katechismus der katholischen Kirche (KKK) die Konzilsaussagen zur Aufrechterhaltung des Friedens und Vermeidung des Krieges (Nr. 2302-2317). Hinsichtlich der moralischen Erlaubtheit des Verteidigungskrieges erinnert der 30 Jahre nach der Konzilseröffnung erlassene Katechismus an "strenge Bedingungen", die in der so genannten Lehre vom "gerechten Krieg" angeführt werden (Nr. 2309).

 

Deutlich ausführlicher als der KKK ist schließlich das "Kompendium der Soziallehre der Kirche", das 2004 vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden herausgegeben wurde. Es enthält die Positionen des Konzils und des Katechismus zur Thematik und vertieft es vor allem durch zahlreiche Aussagen der Päpste. Obwohl das Sozialkompendium (Nr. 488-520) einige Themen neu anspricht - wie beispielsweise der Dienst von Soldaten im Rahmen der Friedensmissionen der Vereinten Nationen oder die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus - finden sich auch hier keine Klärungen zur Frage "allgemeine Wehrpflicht versus Berufsheer".

 

Und besonders kurz und bündig ist der Jugendkatechismus "YOUCAT" aus dem Jahr 2010, der sich in den Nummern 395 - 399 mit dem Themenkomplex Gewalt, Krieg und Friede auseinandersetzt, ohne auch hier auf die Fragen der Wehrpflicht einzugehen.

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