Den gemeinsamen Appell nach einer "raschen Lösung" für die nach wie vor in der Votivkirche ausharrenden Flüchtlinge haben Caritas, Diakonie und Amnesty International (ai) am Donnerstag, 17. Jänner 2013, an das Bundeskanzleramt und das Innenministerium gerichtet. Das persönliche Schicksal der teils in Hungerstreik befindlichen Flüchtlinge "sollten die verantwortlichen Politiker nicht kalt lassen!", heißt es in der von Caritasdirektor Michael Landau, Diakonie-Direktor Michael Chalupka und ai-Generalsekretär Heinz Patzelt unterzeichneten Aussendung anlässlich des Besetzungsbeginns in der Votivkirche vor einem Monat.
"Es braucht jetzt rasch eine gute und friedliche Lösung. Die Kirchen, NGOs und die Zivilgesellschaft stehen Seite an Seite mit den Menschen in Not, aber nur die Politik kann Lösungen finden", heißt es weiter. "Das ist eine Frage des Wollens, nicht des Könnens", so die Vertreter der drei Hilfsorganisationen. Aus Sicht von Caritas, Diakonie und Amnesty gehe es um rasche, qualitätsvolle Asylverfahren, um erweiterte Möglichkeiten, am Arbeitsmarkt für sich selbst sorgen zu dürfen - "nicht nur als Erntehelfer und in der Prostitution" - und um menschenwürdige Quartiere. Diese seien durch einheitliche Qualitätsstandards und laufende Kontrollen sicherzustellen.
Seit einem Monat richteten Menschen in Not einen Hilfeschrei an die Öffentlichkeit und machten in der Votivkirche auf ihre verzweifelte Situation aufmerksam. Grundsätzliche Probleme und Verbesserungsbedarf im Asylwesen würden dadurch deutlich. "Es ist weder alles gut noch alles schlecht im österreichischen Asylwesen, aber es braucht dringend Verbesserungen in einigen Bereichen", halten Landau, Chalupka und Patzelt fest.
Die drei NGO-Vertreter machen darauf aufmerksam, dass sich der Protest der Flüchtlinge seit dem Beginn stark verändert habe. Es gehe ihnen mittlerweile "nicht mehr um unrealistische Forderungen" wie die Löschung von Fingerabdrücken, "die nur auf europäischer Ebene lösbar wäre", sondern um ihre Menschenrechte. "Menschen zum Teil jahrelang zum Nichtstun zu verdammen, sie nicht arbeiten zu lassen oder sie in verschimmelten, baufälligen, entlegenen Quartieren unterzubringen, ist unmenschlich, nicht nachvollziehbar und macht Menschen psychisch und physisch kaputt!", so Landau, Chalupka und Patzelt.
Zur Lage in der Kirche an der Wiener Ringstraße heißt es in der Aussendung, Dutzende Flüchtlinge fänden nach wie vor dort Schutz. Im Matratzenlager im linken Seitenschiff hätten vergangene Nacht rund 45 Personen übernachtet - der Großteil von ihnen in Hungerstreik und medizinisch versorgt von der Johanniter-Unfall-Hilfe. Alle Hungerstreikenden trinken laut Caritas ausreichend, ihr Gesundheitszustand sei "derzeit noch stabil", auch wenn insgesamt bereits 25 ambulante und stationäre Krankenhausaufenthalte erforderlich waren. "Wir setzen uns gerne für die Anliegen der Betroffenen ein, bitten sie aber eindringlich, dass sie den Hungerstreik besser heute als morgen beenden und ihre Gesundheit nicht weiter gefährden", so die NGO-Vertreter.