Leopold Kendöl war eine schillernde, vielseitige Persönlichkeit, der sich selbst einmal als der "wahrscheinlich politischste Familienverbandsvorsitzende" einstufte. Er war Lehrer, Personalchef des Wiener erzbischöflichen Schulamtes, aber auch Gründer der "Partei Neues Österreich" und späterer Gemeinderat der Grünen.
Berühmt machte ihn Anfang der 1980er Jahre ein einwöchiger Hungerstreik auf dem Wiener Ballhausplatz, mit dem er gegen die vom Kabinett Kreisky beabsichtigte steuerliche Benachteiligung der Mehrkindfamilien und die "herzlose Familienpolitik der Bundesregierung" protestierte. Vertreter des Katholischen Familienverbandes wurden daraufhin von Bruno Kreisky und der damaligen Staatssekretärin Elfriede Karl zu einem Gespräch empfangen. In einem gemeinsam unterzeichneten Kommuniqué machte der Kanzler Zugeständnisse in Richtung einer Altersstaffel; die steuerliche Mehrkindstaffel wurde jedoch erst später unter der Regierung Schüssel wieder eingeführt.