Finanzierungsmodelle für Nichtregierungsorganisationen (NGOs) müssen kostengünstiger werden: Diese Forderung bekräftigte Reinhard Heiserer, Geschäftsführer des Hilfswerks Jugend Eine Welt, im Rahmen einer Dikussion am Dienstag, 11. Dezember 2012, in Wien. Kosten für "Anwälte und Bankberater, die aufgrund der gesetzlichen Vorschriften anfallen, stehen häufig in keinem Verhältnis zu den Summen, die für eine Zwischenfinanzierung notwendig sind", so Heiserer. Er forderte außerdem eine Vereinfachung komplizierter Regelungen, "die kaum einem Menschen verständlich sind".
An der Diskussion, die unter dem Thema "Bürgerbeteiligung vs. Bankenmonopol" stand, nahmen des weiteren Helmut Ettl von der Finanzmarktaufsicht, der Unternehmer Heinrich Staudinger, Jan Krainer (SPÖ), Michael Ikrath (ÖVP), Volker Plass (Grüne Wirtschaft) und Josef Kubitschek (Verein für Konsumenteninformation) teil.
Jugend Eine Welt ist 2012 aufgrund seiner zinsenlosen Darlehen ins Visier der Finanzmarktaufsicht (FMA) geraten. Diese Darlehen fördern neben Spenden die Aktivitäten von Jugend Eine Welt, indem sie Projekte der Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe bei der Zwischen- und Vorfinanzierung unterstützen. So kann etwa der Ankauf von fair gehandelten Fußbällen oder Krippen bis zum Weiterverkauf in Österreich zwischenfinanziert werden. Ermittelt wurde aufgrund des Verdachts "verbotener Einlagengeschäfte".
Mittlerweile hat die FMA die Ermittlungen eingestellt und das Finanzierungsmodell genehmigt, wobei jedoch die Darlehen vertraglich nachranging gestellt werden mussten. Das bedeutet, dass im Falle eines Konkurses zuerst alle anderen Gläubiger bedient werden und erst dann die Darlehensgeber von Jugend Eine Welt. Für Heiserer keine zufriedenstellende Lösung: "Obwohl die Finanzmarkaufsicht immer mit dem Schutz von Anlegerinteressen argumentiert, bedeutet diese rechtliche Veränderung eine Schlechterstellung der Darlehensgeber."
Immerhin habe der Diskussionsverlauf jedoch gezeigt, so Heiserer weiter, "dass die Politik die Notwendigkeit von alternativen Finanzierungsformen erkannt hat. Nun gilt es diese Modelle rasch gesetzlich zu verankern."