Kardinal Christoph Schönborn hat dem renommierten Wiener Kernphysiker Helmut Rauch den Kardinal-Innitzer-Preis 2012 überreicht. Der 73-jährige langjährige Ordinarius für Kernphysik an der TU Wien und Leiter des Atominstituts der Österreichischen Universitäten wurde am Samstag, 15. Dezember 2012, im Erzbischöflichen Palais für sein herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk geehrt.
Der nach Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) benannte Wissenschaftspreis ist eine der angesehensten Auszeichnungen dieser Art in Österreich. Er wird seit 1962 von der Erzdiözese Wien verliehen und vom Wissenschaftsministerium, mehreren Bundesländern, sowie von Banken, Versicherungen und der Wirtschaftskammer unterstützt.
Außer dem großen Kardinal-Innitzer-Preis für ein Lebenswerk überreichte Kardinal Schönborn bei der Feierstunde auch Würdigungspreise in den Kategorien "Geisteswissenschaft" (an den Wiener Historiker Alfred Kohler), "Naturwissenschaft" (an den Grazer Biochemiker Rudolf Zechner) und "Publizistik" (an die ORF-Journalistin Elisabeth Nöstlinger-Jochum) sowie Förderpreise für junge Wissenschaftler.
In seinen Begrüßungsworten erinnerte Kardinal Schönborn an die Mystikerin, Äbtissin und Autorin Hildegard von Bingen, die Papst Benedikt XVI. erst im Oktober zur Kirchenlehrerin ernannt hatte. Ein neues Bild im Festsaal des Erzbischöflichen Palais zeigt den alten Schlussstein aus der Ruine der Kirche des von Hildegard im 12. Jahrhundert gegründeten und mittlerweile verfallenen Klosters Rupertsberg. Hildegard habe als Ordensfrau und "gebildetste Frau ihrer Zeit mit einem weitgespannten Oeuvre" eine Brücke zwischen Glauben und Wissenschaft geschlagen und damit ein "Zeichen der Ermutigung" gesetzt, das auch heute noch gültig sei, betonte Schönborn. Sie habe gezeigt, dass das immer wieder kontroverse Verhältnis zwischen beiden Bereichen "nicht nur un- oder gar kontraproduktiv" gewesen sei, sondern immer wieder auch Großes hervorgebracht habe.
Als einen "großen Mann der Kirche und der Wissenschaft" würdigte Kardinal Schönborn bei der Feier auch den Namensgeber des Wissenschaftspreises, Theodor Innitzer. Der vormalige Professor und Rektor an der Universität Wien habe im Vorfeld des "Anschlusses" an Hitler-Deutschland einen Fehler begangen, den er selbst später sehr bedauert habe. Nicht nur durch die von ihm eingerichtete kirchliche "Hilfsstelle für nicht-arische Katholiken", wo unbürokratisch auch Nichtkonvertierten Juden Hilfe geleistet wurde, habe sich Innitzer als "mutig in schrecklichen Zeiten" erweisen, sagte Schönborn.