Samstag 11. Januar 2025
Artikel aus dem Archiv

Kardinal Schönborn hinterfragt "Zwist-Fixiertheit" der Medien

(28.11.2012) Kritik des Wiener Erzbischofs in einem Bericht des Verbands Österreichischer Zeitungen: "Jedes Ringen wird zu einem Kampf stilisiert, bei dem am Ende Sieg und Niederlage bleiben."

Den "Trend zur Fixierung auf Zwist und Kampf" hat Kardinal Christoph Schönborn als "bedenkliche Entwicklung" in der massenmedialen Berichterstattung bezeichnet. Zeitungen und Magazine hätten dank des "besonderen Gewichts" des gedruckten Wortes auch eine besondere Verantwortung für die Information und Meinungsbildung in einer Demokratie, schreibt der Wiener Erzbischof in dem jüngst veröffentlichten Public-Value-Bericht "Mehr-Wert" des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ). Dem widerspreche aber der Trend, dass jedes Ringen "zu einem Kampf stilisiert" werde, "bei dem am Ende ein Sieg und eine Niederlage bleiben". Das vergälle die Lust am Lesen.

 

"Wer teilt aus, wer steckt ein, wer gewinnt, wer unterliegt?"

Nicht nur die innerkirchliche Diskussion werde derzeit fast nur anhand von Leitfragen wie "Wer teilt aus, wer steckt ein, wer gewinnt, wer unterliegt?" eindimensional abgehandelt, kritisierte Kardinal Schönborn. "Die darunterliegenden Sachfragen werden kaum noch berührt."

Dieses "Phänomen der medialen Dramatisierung" zeigt sich nach der Beobachtung Schönborns nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich: "Eheprobleme" würden gleich zu "Rosenkriegen", wer den Vorschlag einer anderen Partei nicht aufgreift, erteile ihr "eine Ohrfeige", wenn Politiker widersprächen, "attackieren" sie, nannte der Kardinal einige Beispiele.

Der Erzbischof regte - wie er schrieb - "eine vertiefte Reflexion der Medienschaffenden über die Frage" an: "Worauf richten wir eigentlich den Blick der Menschen? Zeichnen wir wirklich das Bild der Wirklichkeit?" Diese Nachdenklichkeit würde auch dem wirtschaftlichen Überleben des jeweiligen Mediums dienen, meinte Schönborn. "Denn wie wir aus der Sozialforschung wissen, sind Zwietracht und Kampf höchstens im Kino ein Quotenbringer. Da, wo es um die wirkliche Welt geht, zerstören sie. Auch die Lust am Lesen."

 

"Gute Medien fördern Lösungskompetenz"

Auch Caritas-Präsident Franz Küberl formulierte im VÖZ-Bericht hohe Ansprüche an die österreichischen Medienschaffenden: "Gute Medien erweitern das Blickfeld in Politik, Kultur, Sport oder Religion und engen es nicht ein", schrieb er. Statt "fertige Lösungen" für die oft komplexen Zeitfragen anzubieten sollten sie "die Lösungskompetenz in der Gesellschaft fördern".

Deswegen sei der Erhalt von Vielfalt und Qualität der Printmedien für die Zukunft der Demokratie wichtig, betonte Küberl. Er legte ihnen dafür journalistische Grundprinzipien wie penible Tatsachenprüfung durch Check, Re-Check und Double-Check ans Herz.

Gottesdienste
Finden Sie Gottesdienste in Ihrer Umgebung
Radio Vatikan
ERZDIÖZESE WIEN
Wollzeile 2
1010 Wien
Tel.: +43 1 51552 - 0

webredaktion@edw.or.at

Impressum
Datenschutzerklärung
Cookie-Einstellungen
https://www.erzdioezese-wien.at/
Darstellung: Desktop - Mobil