Menschen mit Behinderungen regen andere Menschen zum Nachdenken an, wie sie selbst mit ihren eigenen Schwächen umgehen. Das hat der Wiener Domprediger Ewald Huscava anlässlich des Tages der Menschen mit Behinderung am Montag, 3. Dezember 2012, dargelegt. In einem von Weihbischof Franz Scharl geleiteten Festgottesdienst im Wiener Stephansdom, der in Gebärdensprache übersetzt wurde, betonte der Pastoraltheologe, dass in der Kirche "sogenannten Starke und sogenannten Schwache" ihren Platz haben.
Niemand will schwach und jeder will stark sein, so Huscava mit einem Verweis auf Filmstars. "Hollywood-Filme zeigen nur Menschen mit sofort erkennbaren Stärken. Die Frauen sind gut gebaut, die Männer muskulös, alle perfekt frisiert und braungebrannt, und wenn sie lächeln, meint man, die Sonne geht auf." Dennoch decke ein zweiter Blick in das Leben der Stars zahlreiche Schwächen auf. "Jeder auch noch so Starke wird in stillen Stunden Schwächen entdecken, auch wenn diese normalerweise nicht in Erscheinung treten."
Bei Menschen mit Behinderungen sei es genau umgekehrt, legte der Domprediger dar: "Ihre Schwäche tritt sehr schnell zutage. Dennoch erlebt man immer wieder, dass Menschen mit sogenannten Schwächen im Leben unglaubliche Stärke darin entwickeln, wie sie ihr Leben gestalten und in die Hand nehmen." Wichtig sei diese Stärke auch für andere Menschen, die sie damit erinnern würden, wie sie selbst mit Schwächen und Problemen umgehen.
Huscava würdigte die Rolle der Freunde und Betreuer von Menschen mit Behinderungen. "Es braucht ihren oftmaligen Ruf, sich nicht ins Schneckenhaus zurückzuziehen, zu eigenen Stärken zu stehen und sie weiterzuentwickeln." Eine wichtige Stärkung sei zudem der Glaube. "Der Apostel Paulus spürt, dass aus der Verbindung mit Jesus Christus die Stärke erwacht, um allen Schwächen Widerstand zu leisten und mit ihnen gut umzugehen."