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Islam-Studium in Wien: "Gut Ding braucht Weile"

(04.12.2012) Diözesaner Islam-Beauftragter sieht Zeitvorgabe 2015 skeptisch.

Dass in Wien ein islamisch-theologisches Studium - als Voraussetzung für die Imame-Ausbildung in Österreich - eingerichtet werden soll, sei "grundsätzlich zu begrüßen", so der seit langem im christlich-muslimischen Dialog engagierte Wiener Pfarrer Martin Rupprecht. Skeptisch äußerte sich Rupprecht aber zur Zeitvorgabe 2015. Er halte es nicht für realistisch, dass in so kurzer Zeit ausreichend qualifizierte Lehrkräfte für ein Islam-Studium zur Verfügung stehen, die heimischen Qualitätsansprüchen an universitäre Lehre und Forschung entsprechen: "Gut Ding braucht Weile", so Rupprecht am Montag, 3. Dezember 2012.

 

Derzeit noch zu wenige habilitierte Islam-Wissenschaftler

Martin Rupprecht ist Islambeauftragter der Erzdiözese Wien und seit Jahren in die Integration islamischer Geistlicher in Österreich eingebunden. Wenn Imame aus der Türkei nach Österreich kommen, erhalten sie vom Außenministerium eine Schulung, in die auch die von Rupprecht geleitete "Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung" eingebunden ist. Die türkische Religionsbehörde, die die Imame für Österreich bisher auswählt, begrüße das Projekt einer theologischen Qualifizierung in Österreich selbst, weiß Rupprecht. Und langfristig sei es für die Ausbildung einer mitteleuropäischen islamischen Identität sicher zu begrüßen.

 

Allerdings brauche es für die Etablierung fundierter islamischer Theologie, die in deutscher Sprache an einer heimischen Universität gelehrt wird, sicher Geduld. Derzeit fehle es noch an einem ausreichenden Pool an habilitierten Islam-Wissenschaftlern. Zu berücksichtigen wäre bei einem Projekt Islamstudium auch die innerislamische Vielfalt, betonte Rupprecht. Man stelle sich vor, es würde ein Studium "Christliche Theologie" eingerichtet: Wie wären katholische, orthodoxe, protestantische Gelehrte und deren konfessionelle Theologietradition angemessen einzusetzen? Hier sei auch im Blick auf ein Islamstudium Augenmaß nötig.

 

"Personen mit Charisma und fachlicher Qualifikation"

In Wien soll bis 2015 ein islamisch-theologisches Studium eingerichtet sein, geht es nach dem Vizerektor der Universität Wien, Heinz Faßmann. 2013 werde eine Plattform die Planung des Studienplans aufnehmen, ein Jahr später könnten bereits die Professuren ausgeschrieben werden. Man sei auf der Suche nach "anerkannten Personen mit Charisma und fachlicher Qualifikation", so Faßmann. Er räumte ein, dass dies nicht einfach sein wird.

 

Dialogforum Islam

Weitere Ergebnisse des "Dialogforums Islam", einem Expertenrat im Staatssekretariat für Integration, stellte Staatssekretär Sebastian Kurz in einer Pressekonferenz am Montag vor: So plane man eine Ombudsstelle für "radikalisierte Jugendliche" und Betroffene von Islamfeindlichkeit, ein Bürgermeister-Handbuch für den Moscheebau soll bei Streitfragen im Ort Lösungshilfen anbieten. Überarbeitet sollen auch die Schulbücher für Muslime durch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) werden. Deren Präsident, Fuat Sanac, verwies zudem auf die laufende Ausbildung von Frauen- und Dialogbeauftragten. "Wir wollen eine gesunde, friedliche und harmonische Gesellschaft in Österreich."

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