Den Kritikern gelte es zu zeigen, dass Christen "Salz in einer schal gewordenen Gesellschaft" und "Licht in der Dunkelheit" seien. Dabei rief Krätzl dazu auf, "die Berufung im Heute zu erkennen" und bürgerliche Pflichten treu zu erfüllen. Denn Glaube betreffe nicht nur die persönliche Frömmigkeit, sondern auch die Aufgabe mitten in der Welt. "Ein Christ, der seine irdischen Pflichten vernachlässigt, versäumt damit seine Pflichten gegenüber dem Nächsten, ja gegen Gott selbst und bringt sein ewiges Heil in Gefahr", zitierte Krätzl aus dem Konzilsdokument "Gaudium et spes". "Jahr des Glaubens" nutzen Im gerade angelaufene "Jahr des Glaubens" sollten Christen vermehrt daran arbeiten, ihre Beziehung zu Gott zu vertiefen, wodurch in Folge auch die "Liebe zur Kirche wieder wachsen" würde. Ein Weg dazu sei die Bildung des Gewissens als letzte Entscheidungsdistanz durch das "Hinhören auf Gott im eigenen Herzen". Folglich müsse jedoch auch die Kirche die Gewissensentscheidung des Einzelnen respektieren, was auch das Ernstnehmen wohlgemeinter, fundierter Kritik mit einschließe.
Die Neuentdeckung der heiligen Schrift empfahl Krätzl als weitere Methode der Glaubensvertiefung. Die Bibel mache bewusst, dass man das Leben Gott verdanke, der die Entfaltung der anvertrauten Fähigkeiten zur "Weitergestaltung der noch nicht vollendeten Schöpfung" erwarte, zumal die Heilsgeschichte immer von Menschen vorangetrieben werde.
Als dritten Weg lud der Bischof dazu ein, den Gottesdienst als "Herzstück" des Glaubens zu verstehen. Da die Messe auch das Zentrum der Gemeinde bilde, komme dem Einsatz für die Erneuerung der Liturgie und gemeinsame Familienmessen in den Pfarren sowie für Strukturreformen, die den Zugang zur sonntäglichen Eucharistie erleichtern, besondere Bedeutung zu. Man sollte jedoch darauf achtgeben, dass die Kommunion nicht zur Gewohnheit oder zum Zeichen der Zugehörigkeit werde: Sie sei zugleich "innerste Vereinigung mit Christus" und "Schule der Weltverantwortung", so Krätzl.