Als "familienpolitischen Meilenstein" hat Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbandes Österreich (KFÖ) die Einführung des Kinderbetreuungsgeldes vor zehn Jahren bezeichnet. Damit seien die Bedürfnisse und das Recht des Kindes auf Betreuung in den Mittelpunkt gestellt sowie der Bezieherkreis ausgeweitet worden und es würden pro Kind bis zu vier Jahre pensionsbegründende Kindererziehungszeiten angerechnet, hob Trendl am Montag, 12. November 2012, bei einer Festveranstaltung in Wien anlässlich des 10-Jahr-Jubiläums hervor.
Trendl erinnert daran, dass der Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld aufgrund der Betreuungsleistung besteht; ob die Eltern vorher erwerbstätig waren oder nicht, sei irrelevant. "Damit erhalten - im Gegensatz zum früheren Karenzgeld - auch Schülerinnen, Studentinnen, Selbständige, Bäuerinnen, Hausfrauen, geringfügig Beschäftigte und freie Dienstnehmerinnen Kinderbetreuungsgeld", so der Präsident des Katholischen Familienverbandes.
Bundesminister Reinhold Mitterlehner zog nach zehn Jahren Kinderbetreuungsgeld ebenfalls eine positive Bilanz: "Es hat ein gesellschaftlicher Wandel stattgefunden. Die Betreuungspflicht wird vermehrt von beiden Elternteilen wahrgenommen und die Väterbeteiligung steigt kontinuierlich." Die derzeit bestehenden fünf Varianten sorgten laut Mitterlehner "für optimale Wahlfreiheit" und erleichterten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Trendl unterstrich, dass die Eltern Wahlfreiheit haben und unterschiedliche Wege und Modelle nebeneinander bestehen können. Alles andere sei eine "Bevormundung der Eltern durch die Politik". Der KFÖ-Präsident sprach sich daher klar für die Beibehaltung der mit Abstand beliebtesten Langvariante (30 plus 6 Monate) beim Kinderbetreuungsgeld aus. Im Oktober bezogen 136.362 Personen Kinderbetreuungsgeld; 85.504 davon entschieden sich für die Langvariante.
Weil die Kurzvarianten aber immer beliebter werden, sprach sich Mitterlehner für den Ausbau der Betreuungsplätze für unter 3-Jährige aus. Bis 2016 sah Mitterlehner aber keine Notwendigkeit, an der Variantenvielfalt beim Kinderbetreuungsgeld etwas zu ändern.
Für die Psychologin und Psychotherapeutin Anneliese Fuchs hat die Politik mit der Einführung des Kinderbetreuungsgeldes ein Zeichen gesetzt, das auch die Wirtschaft zum Umdenken animiert. "Es geht in unserer Zeit darum, der Überbewertung der Wirtschaft und der Unterbewertung des Privat- und Familienlebens entgegenzuwirken", so Fuchs.
Die Notwendigkeit der Work-Life Balance werde von den Führungskräften vermehrt akzeptiert, weil sie erkennen, dass sich Menschlichkeit auszahlt und ein Unternehmen langfristig nur dann erfolgreich ist, wenn es auf zufriedene und wertgeschätzte Mitarbeiter zurückgreifen kann.