Sonntag 12. Januar 2025
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Abdullah-Zentrum: Kirchenvertreter vorsichtig optimistisch

816.11.2012) "Erwarte keine Wunder aber positive Schritte hin zu mehr Verständigung", so der Pariser Metropolit Emmanuel.

Vorsichtig optimistisch äußern sich Kirchenvertreter zum Wiener König-Abdullah-Zentrums für Interreligiösen Dialog, das am 26. November 2012, eröffnet wird. "Keine Wunder" aber "positive Schritte hin zu mehr Verständigung" und Verständnis zwischen den Angehörigen verschiedener Religionen, erhofft sich etwa der orthodoxe Metropolit von Paris, Emmanuel (Adamakis). Im "Kathpress"-Interview bezeichnete Adamakis die kommenden drei Jahre als Probezeit, die zeigen werde, ob der Zweck des Zentrums auch erfüllt wird. Der Pariser Metropolit ist im Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel für den Dialog mit dem Islam zuständig und vertritt die orthodoxe Kirche in dem mit neun Vertretern der verschiedenen Weltreligionen besetzten Aufsichtsrat des Abdullah-Zentrums.

 

"Mit Vorverurteilungen vorsichtig sein"

Adamakis unterstrich die menschenrechtlich bedenkliche Situation in Saudi-Arabien. Er erwarte sich, dass durch die Arbeit des Zentrums die moderaten Kräfte im Land gestärkt werden. Der Metropolit kündigte an, dass er selbst zu einem Lokalaugenschein nach Saudi-Arabien reisen werde. Den saudischen König Abdullah - er ist Initiator und Namensgeber des Zentrums - halte er persönlich für sehr integer. Zuletzt sei er mit dem König im September in Marokko zusammengetroffen. Adamakis' Resümee: "Wir sollten mit Vorverurteilungen vorsichtig sein und uns die Sache einmal ansehen."

 

Die Kirchen seien sich einig, dass "jeder ehrlich gemeinte Kontakt zwischen den Religionen gut ist", betonte der Metropolit. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Präsidenten des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran. Dieser habe stets den Willen des Vatikan zur Zusammenarbeit betont. Der Heilige Stuhl zählt als Beobachterstaat neben Saudi-Arabien, Spanien und Österreich zu den vier Gründungsmitgliedern des Abdullah-Zentrums. Der Sekretär des Päpstlichen Dialogrates, Miguel Angel Ayuso Guixot, vertritt die katholische Kirche im Aufsichtsrat.

 

"Dialogpfarrer": Kein Wahhabiten-Zentrum

Entwarnung hinsichtlich der Bedenken wegen des saudisch finanzierten Dialogzentrums kommt vom Islamkenner und dialogerfahrenen Wiener katholischen Pfarrer Martin Rupprecht. Die kritische Beobachtung der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien sei gerechtfertigt, so Rupprecht.

Kritik, wonach mit dem Abdullah-Zentrum ein wahhabitisches Zentrum in Wien entstehen würde, sei "vollkommen falsch". Die Organisationsstruktur des Zentrums mit dem Aufsichtsrat aus Vertretern von Muslimen, Christen, Hindus, Buddhisten und Juden als entscheidendes Gremium lasse dies nicht zu. "Außerdem können die Gründerstaaten gegen jede Einmischung, sei es religionspolitischer oder nationalpolitischer Art, ihr Veto einlegen", versicherte Rupprecht.

"Das Zentrum ist gut aufgestellt. Jetzt kommt es auf die Inhalte an", ist der "Dialogpfarrer" überzeugt. Ob die guten Voraussetzungen auch umgesetzt werden können, hänge vor allem von der Nachhaltigkeit des Programms ab, an dessen Details noch gearbeitet werde. Das Zentrum könne sich an zahlreichen "best practices"-Initiativen, die bereits erfolgreich in den Bereichen Konfliktprävention und Konfliktmanagement sowie in der Versöhnung aktiv sind, orientieren. "Man muss einfach einmal sehen, was daraus wird." Auch die örtlichen Religionsgemeinschaften würden von dem Zentrum profitieren.

 

Zentrum ist "Chance" und "Gefahr"

"Chance" und "Gefahr" gleichermaßen sieht wiederum die christliche Menschenrechtsorganisation "Christian Solidarity International" (CSI) im Abdullah-Zentrum. Eine zum Dialog ausgestreckte Hand dürfe man nie verweigern, erklärte CSI-Österreich-Generalsekretär Elmar Kuhn auf Anfrage. "Echter Dialog kann den Beginn eines neuen Verstehens der Weltreligionen, besonders zwischen Christen und Muslimen, bedeuten. Das könnte endlich das Tor zu einem respektvollen und friedlichen Miteinander in unserer globalisierten Welt aufstoßen." Gleichzeitig gehe vom Zentrum auch eine Gefahr aus, "wenn die Mitarbeiter des Zentrums weder wissenschaftlich noch menschenrechtlich geschult und mit den Problemstellungen vertraut sind", warnte Kuhn. Künftige "Prüfsteine für die Ernsthaftigkeit des Zentrums" seien neben der Qualität der Mitarbeiter, die Offenheit des Dialogs und der Umgang mit Kritik am islamischen Fundamentalismus.

Darüber hinaus bestehe "die ernste Gefahr, ein saudisches PR-Zentrum in eigener Sache zu unterstützen, das uns vorgaukelt, 5 Prozent der sunnitischen Muslime, die fundamentalistischen saudischen Wahhabiten, seien die offizielle Stimme des weltweiten Islam", so Kuhn.

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