Sonntag 12. Januar 2025
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Theologie Joseph Ratzingers durchweht "Wind der Freiheit"

(16.11.2012) Kardinal Barbarin von Lyon eröffnete Fachtagung in Stift Heiligenkreuz über "Die Mitte der Theologie im Werk von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI."

Die Theologie von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. ist durchweht von einem "Wind der Freiheit". Das hat der Bischof von Lyon, Kardinal Philipp Barbarin, bei einem Vortrag am Freitag, 16. November 2012, in Stift Heiligenkreuz betont. Darin wisse sich die päpstliche Theologie zugleich in der Spur der großen Theologen Hans Urs von Balthasar (1905-1988) und Henri de Lubac (1896-1991) und ihren bahnbrechenden theologischen Neuaufbrüchen, so Barbarin. In allen drei Werken flössen die Begriffe Liebe, Freiheit und Wahrheit gleichermaßen zusammen.

Barbarins Vortrag eröffnete zugleich eine internationale Fachtagung zur "Mitte der Theologie im Werk von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.", die noch bis Samstag an der philosophisch-theologischen Hochschule Heiligenkreuz stattfindet. Unter den Referenten sind neben Barbarin auch Kurienerzbischof Barthélemy Adoukonou, Kardinal Christoph Schönborn, der Madrider Weihbischof Juan Antonio Martínez Camino, die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, der Freiburger Theologe Helmut Hoping, der Sprecher des Ratzinger-Schülerkreises, P. Stephan Otto Horn, und andere.

 

Wiederentdeckung der Theologie der Kirchenväter

Die Mitte der päpstlichen Theologie sei - ebenso wie bei den theologischen Werken von Balthasars und de Lubacs - in der Kunst einer umfassenden Synthese von theologischem Denken und kulturellen Faktoren zu sehen. Die Überzeugung, dass die Wahrheit Gottes auch die Kultur durchdringe, würden die Autoren ebenso teilen wie ein Unbehagen im Blick auf eine von Weltbezügen abgekoppelte scholastische Theologie.

 

Dagegen würden sie eine Wiederentdeckung der Theologie der Kirchenväter für heute vorantreiben: "Sie nehmen alle nicht hin, dass die theologischen Summen aus dem Mittelalter die Kirchenväter in Vergessenheit geraten lassen." Letztlich sei dies auch einer der Zentralgedanken von Papst Johannes XXIII. bei dessen Formulierung des "Aggiornamento" gewesen, so Barbarin. Denn dies meine schließlich, ein neues "ans Tageslicht holen verborgener Schätze".

 

Nuntius: Theologie und Frömmigkeit gehören zusammen

Auf die notwendige Verbindung von Theologie und gelebter Frömmigkeit hat zu Beginn der Tagung der apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, hingewiesen. "Wissenschaftliche Theologie und gelebte Frömmigkeit gehören zusammen", zitierte Zurbriggen aus der Ansprache von Papst Benedikt XVI. während seines Besuchs in Stift Heiligenkreuz am 9. September 2007. Damals hatte der Papst das Stift und die nach ihm benannte stiftseigene philosophisch-theologische Hochschule für deren Ansatz einer Synthese von Wissenschaftlichkeit und Frömmigkeit gelobt.

 

Wo diese Synthese nicht gelinge, drohe "der Theologie der Atem des Glaubens auszugehen". "Eine von Frömmigkeit losgelöste Theologie hat keinen Wert für die Kirche". Zugleich machte der Nuntius in dieser Synthese auch die Mitte der Theologie Benedikts XVI. aus. Hinzu komme das Beharren auf einer "Hermeneutik der Kontinuität", das heißt die Überzeugung, dass kirchlicher Wandel nie losgelöst von der kirchlichen Tradition vollzogen werden kann. Ein Beispiel sei etwa der aktuelle Streit um die Deutung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Gegen eine "Hermeneutik des Bruchs" beharre der Papst im Blick aufs Konzil auf einer "Hermeneutik der Reform unter Wahrung der Kontinuität". Es sei daher auch "abwegig, zwischen einer vorkonziliaren und einer nachkonziliaren Theologie zu unterscheiden".

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