Einen "brauchbaren Kompromiss" für den Fall einer Abschaffung von Wehrpflicht und Zivildienst sieht die Caritas in dem von Sozialminister Rudolf Hundstorfer präsentierten Modell eines bezahlten Sozialjahrs. "Ich stimme zu, dass damit ein guter Teil der Lücke, die der Wegfall der Zivildiener bringen würde, kompensiert werden könnte", hielt Caritas-Präsident Franz Küberl in einer Aussendung am Freitag, 16. November 2012, fest. Es müsse aber gewährleistet sein, dass Organisationen, die an sozialen Brennpunkten wie bei der Sorge um Obdachlose und Asylwerber tätig sind, nicht in geringerem Ausmaß unterstützt werden als Rettungsorganisationen.
Für Küberl besteht bei dem nun vorgeschlagenen "Lohnarbeitsmodell" zudem die Gefahr, dass "Esprit" verloren gehen könnte. Beim Zivildienst könnten junge Männer nämlich ein beachtliches Maß Zivilcourage und soziales Bewusstsein entwickeln. Hinzu komme im Falle der Umsetzung des bezahlten Sozialjahrs eine weitere Herausforderung: "Es muss uns sozialen Organisationen gelingen, dass wir bezahlte Sozialjahr-Mitarbeiter und Freiwillige in gutem Einvernehmen miteinander arbeiten lassen - zum Wohl jener Menschen, die Hilfe und Unterstützung benötigen."
Kern des von Hundstorfer präsentierten Ersatzmodells für den Zivildienst ist die Bezahlung jener Männer und Frauen, die sich für ein freiwilliges Sozialjahr melden. Das Jahr soll laut dem Vorschlag aus dem Sozialministerium allen über 18-Jährigen offen stehen. Sie werden dafür 14 Mal im Jahr mit 1.386 Euro brutto entlohnt. Das Modell war zuletzt nach Verhandlungen mit den Hilfsorganisationen noch einmal verändert worden. Statt der ursprünglich angekündigten 6.500 sind nun jährlich 8.000 Plätze geplant.
Abseits des neuen Lohnmodells muss es nach dem Wunsch der Caritas auch mehr Unterstützung für das bereits bestehende Modell des "Freiwilligen Sozialen Jahres" geben. Dieses diene einerseits der Berufs- und Lebensorientierung und helfe andererseits bedrängten Menschen. "Diese Schiene soll neben dem neuen Lohnmodell weiter ausgebaut werden", fordert Küberl. Konkret solle das "Freiwillige Soziale Jahr" etwa für Ausbildungen oder ein Studium anrechenbar werden. Laut Caritas wird sich eine Arbeitsgruppe im Sozialministerium gemeinsam mit den Trägerorganisationen mit diesem Punkt beschäftigen.