Sonntag 12. Januar 2025
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Armut in Österreich: Caritas sieht "dramatische Entwicklung"

(20.11.2012) Sozialbericht: Immer mehr manifest Arme. Caritaspräsident Küberl fordert einen "gerechten Beitrag aus den Vermögenszuwächsen zur Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben".

Die Zahl manifest armer Menschen in Österreich hat sich seit dem Jahr 2005 verdoppelt: Das geht aus dem von Sozialminister Rudolf Hundstorfer präsentierten Sozialbericht 2011/12 hervor. Caritas-Präsident Franz Küberl sprach in einer Stellungnahme am Dienstag, 20. November 2012, von einer "besorgniserregenden" und "dramatischen Entwicklung", vor allem bei Löhnen und der Vermögensverteilung. Dabei habe der österreichische Sozialstaat durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik die Negativfolgen der Wirtschaftskrise teils aufgefangen.

 

Dramatische Entwicklung

Die Zahl manifest armer Menschen in Österreich hat sich seit dem Jahr 2005 verdoppelt: Das geht aus dem von Sozialminister Rudolf Hundstorfer präsentierten Sozialbericht 2011/12 hervor. Caritas-Präsident Franz Küberl sprach in einer Stellungnahme am Dienstag, 20. November 2012, von einer "besorgniserregenden" und "dramatischen Entwicklung", vor allem bei Löhnen und der Vermögensverteilung. Dabei habe der österreichische Sozialstaat durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik die Negativfolgen der Wirtschaftskrise teils aufgefangen.

 

Langfristig verfestigte Armut mehr als verdoppelt

Stark gestiegen ist dem Sozialbericht zufolge die langfristig verfestigte Armut. Sie hat sich seit 2005 mehr als verdoppelt. Betroffen sind 10,6 Prozent der Bevölkerung. "Je länger ein Mensch arm ist, desto knapper werden auch die persönlichen Ressourcen und desto schwieriger wird es, aus dieser Situation herauszukommen", betonte der Caritas-Präsident. "Lang andauernde Armut ist für den Menschen entsetzlich, drängt ihn in die Einsamkeit und ist für den Staat gefährlich und teuer." Küberl verwies auf zusätzliche Sozialausgaben für Gesundheit, Arbeitsmarktpolitik und Sicherheit.

 

Daten und Fakten:

Rückgängig ist die Zahl der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen: Betraf Armutsbedrohung im Jahr 2008 noch 1,5 Millionen Menschen (18,6 Prozent), lag die Zahl zwei Jahre später bei 1,3 Millionen bzw. 16,6 Prozent. Kinder und Jugendliche sind mit einer Quote von 18,8 Prozent besonders stark von Armutsgefährdung betroffen. Bei Frauen liegt der Prozentsatz (18,3) um beinahe ein Drittel über jenem der Männer (13,7). 37 Prozent der Alleinerzieherinnen sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet, ebenso wie ein Drittel der alleine lebenden Frauen ohne Pension.

Die geringfügige Verbesserung der Wohnsituation - laut Sozialbericht lebten 2010 knapp mehr als 270.000 Personen in prekären Wohnverhältnissen, um sieben Prozent weniger als 2008 - sei nicht die ganze Wahrheit, so die Caritas: Immer mehr Menschen im unteren Einkommensbereich könnten sich ihre Wohnungen kaum noch leisten, die Zahl der Betroffenen, die unter unzumutbarem Wohnungsaufwand leiden, steige. Demnach müssen 18 Prozent der Bevölkerung mehr als ein Viertel ihres Haushaltseinkommens für Wohnkosten einschließlich Betriebskosten und Kreditrückzahlungen aufwenden.

 

Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander

Der in Österreich "auf stabilen Beinen" stehende Sozialstaat, habe der dramatischen Wirtschaftskrise "die Giftzähne ziehen" können, hebt der Caritas-Präsident etwa am Beispiel einer aktiven Arbeitsmarktpolitik hervor. Dennoch sei für ihn die zunehmend auseinandergehende "Schwere zwischen Reich und Arm, zwischen Bestverdienern und Menschen, die für niedrigste Gehälter arbeiten", besorgniserregend.

Küberl forderte deshalb "einen gerechten Beitrag aus den Vermögenszuwächsen zur Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben". Zugleich müsse der Faktor Arbeit entlastet und die Lohnungleichheit durch sozialstaatliche Transferleistungen ausgeglichen werden.

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