Sonntag 12. Januar 2025
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Klöster künftig eher geistliche Zentren statt Pfarrversorger

(20.11.2012) "Vielen Klöstern gelingt es derzeit kaum, ihren ordenseigenen Charismen ausreichend nachzugehen", erklärt Abt Fürnsinn.

Österreichs Stifte und Klöster wollen sich künftig stärker als pastoral-geistliche Zentren behaupten. Dafür kann es nötig sein, dass Ordenspriester weniger in der pfarrlichen Seelsorge tätig sind als bisher. Das hat der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der Männerorden, Prälat Maxmilian Fürnsinn, in einem Pressegespräch betont. Anlass dazu gab der Österreichische Ordenstag, der am Dienstag, 20. November 2012, im Kardinal-König-Haus stattfand.

 

Liturgie, Gastfreundschaft und Mission

Bis zu 50 Prozent aller Pfarren in Österreichs Diözesen werden derzeit von Ordenspriestern betreut. Eine Aufgabe, deren Erfüllung häufig zu Lasten des Gemeinschaftslebens und der Umsetzung der besonderen Aufgaben der jeweiligen Ordensgemeinschaft geht, stellte Fürnsinn fest. "Vielen Klöstern und Stiften gelingt es damit kaum, ihren Charismen wie etwa der Liturgie oder der Gastfreundschaft ausreichend nachzugehen." Für kleinere Gemeinschaften würden pfarrliche Tätigkeiten zusätzliche Missionsaufgaben erschweren.

Eben diese Charismen sollten jedoch der Beitrag der Orden zur Kirche sein. "Je mehr die Kirchenstruktur ausgedünnt wird, desto wichtiger werden geistliche Zentren", so Fürnsinn. Die Aufgaben dieser Zentren gelte es noch zu überlegen. Als einen denkbaren Weg nannte der Prälat jedoch die Gesprächsforen in seinem eigenen Stift Herzogenburg, zu denen regelmäßig Experten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geladen werden. Selbst sehr Kirchendistanzierte hätten sich durch diese Veranstaltungen im Kloster heute beheimatet, so der Ordensgeistliche.

 

Nicht mehr automatisch "Systemerhalter"

Der geplante stärkere Akzent auf die jeweiligen Ordenscharismen erfordere jedoch auch ein Umdenken weg von traditioneller Pfarrseelsorge, gab Fürnsinn zu bedenken. Er wolle dabei "keinen völligen Rückzug aus den Pfarren", wie dies in manchen Schweizer Ordensgemeinschaften bereits praktiziert werde, doch sollten die Orden künftig stärker selbst bestimmen, welchen Bereich der Pfarrseelsorge sie übernehmen. Besonders die Pfarren in Randzonen des Einzugsgebietes könnten künftig übergeben werden, zudem wollten Männerorden nicht mehr automatisch "Pfarrerlieferanten" oder "Systemerhalter" sein.

Auf den Beitrag der Orden zur "Wiener Diözesanreform" angesprochen, hielt Fürnsinn fest, dass die geforderten Maßnahmen kein "absolutes Novum" seien, da schon heute viele Pfarren in Kooperation betreut werden.

 

Nicht von Nachwuchsproblemen "lähmen lassen"

Schwester Kunigunde Fürst, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, appellierte an die eigenen Reihen: "Wir dürfen uns nicht davon lähmen lassen, dass wir weniger und kleiner werden." Laut einer aktuellen kirchlichen Statistik sinkt die Zahl der Ordensfrauen stetig und liegt derzeit bei rund 4.300. (2005 lebten und wirkten in Österreich noch mehr als 5.000 Ordensfrauen.) Die sinkende Zahl der Ordensschwestern, bedingt durch Todesfälle und weniger Neueintritte, bringt eine zunehmende Überalterung der Frauenorden mit sich: Knapp 65 Prozent der Ordensfrauen sind bereits älter als 65 Jahre, nur vier Prozent sind unter 40 Jahre alt.

Schwester Cordis Feuerstein, Generalsekreträrin der Vereinigung der Frauenorden, wollte dieser Situation auch etwas Positives abgewinnen. Die Orden seien herausgefordert aufzuzeigen, wie man in einer alternden Gesellschaft mit betagten Mitmenschen im guten Sinne würdig und konstruktiv umgehen kann.

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