Im Vorjahr unterstützte die Caritas nach Angaben ihres Präsidenten 62.000 Menschen in ihren Sozialberatungsstellen; 3,5 Millionen Euro Spendengelder wurden an Soforthilfe ausbezahlt. Die Zahl der hilfesuchenden Menschen sei 2011 um 20 Prozent gestiegen, so Küberl. Er bat auch die Österreicherinnen und Österreicher um einen persönlichen Solidaritäts-Beitrag in Form von finanzieller Unterstützung, Aufmerksamkeit und Zuwendung: "Die Solidarität lebt davon, dass jede und jeder von uns die Armut wahrnimmt und handelt."
Das auf dem christlichen Menschenbild der gleichen Würde aller Menschen fußende Engagement der Caritas sei freilich "kein Ersatz und vor allem auch kein Feigenblatt für Defizite im Sozialstaat", betonte Küberl. Er richtete konkrete Forderungen an die Politik im Blick auf die Bedarfsorientierte Mindestsicherung und die sogenannte "Energiearmut".
Hinter allen Statistiken und Armutszahlen stehen immer konkrete Menschen: Darauf wies der Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien Michael Landau zum Start der Inlandshilfe-Kampagne hin. Bei einem Gespräch im Mutter-Kind-Haus "Luise" der Caritas in Wien schilderte er den Fall eine alleinerziehenden Mutter, die nach ihrer Delogierung im vergangenen Winter einen Tag lang mit ihren beiden Kindern verzweifelt mit der U-Bahn kreuz und quer durch die Stadt fuhr. Dort war es zumindest warm. Völlig erschöpft habe die Familie schließlich Zuflucht im Caritas-Haus gefunden, wo Frauen in Not ein schützender Zufluchtsort geboten werde.
Eine bessere Politik forderte der Caritasdirektor erneut im Bereich der Bildung ein, die entscheidend für Armutsbekämpfung und Armutsvermeidung sei. Österreichs Bildungssystem "selektiert nach Bildung und Wohlstand der Eltern und schafft zu wenig, wenn es darum geht, Kindern aus benachteiligten Lebenssituationen einen Weg aus der Armut zu öffnen", monierte Landau. Laut jüngster PISA-Studie rangieren Österreichs Jugendliche mit einer Leseschwäche von 27,5 Prozent am drittletzten Platz innerhalb der EU, gemessen an der Verschlechterung in diesem Bereich zwischen 2006 bis 2009 sei Österreich sogar Schlusslicht. Konkrete Caritas-Forderungen sind ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr ohne Qualitätsabstriche, eine umfassende Schulreform ohne
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Kennwort: Inlandshilfe