Das kürzeste Gebet, das der Religionslehrer und Lyriker notiert, lautet "pssst". In einem Moment der Stille zu sich selbst zu finden, scheint eine moderne Definition des Gebetes zu sein. Rudi Weiß nennt seine Gebetspoesie "Kurzanregungen zur täglichen Selbstfindung". Er leitet an zum "Hören": mein herzschlag / und ich / wer / hört / auf wen.
Oft sind es das herbstliche Weinviertel - die rotgelben Blätter, ein Spinnennetz - oder auch ein Stop-Schild, die in Rudi Weiss' Gedichten zur Meditation anregen. Etwa in dem Gebet "Ausweg": ich wusste / nicht mehr weiter / da begann ich / mich umzusehen / es war / eigentlich ganz schön hier.
Rudi Weiß hat ein Auge für das Unspektakuläre und das Unvollkommene des Alltags. Mit wenigen Worten lenkt er den Blick der Betenden darauf. Er fordert sie auf, "etwas dabei bewenden zu lassen". Und er findet eine ermutigende, lyrische Beschreibung der "Beichte": mich aufmachen / zu meinen katakomben / deine himmelschlüssel / in der hand.
Am 20. November 2012 liest Rudi Weiß aus seinem Lyrikband "pssst". Außerdem präsentiert der Autor die Fotographien des neuen Buches. Die Buchpräsentation findet in der Buchhandlung Herder (1010 Wien, Wollzeile 33) statt und beginnt um 19.00 Uhr.
Rudi Weiß
pssst
rand stunden gebete
ISBN: 978-3-85351-245-6
Wiener Dom-Verlag
Preisinfo: 19,90 Euro