Der "St. Leopold Friedenspreis" des Stiftes Klosterneuburg zeichnet jährlich Kunstwerke aus, die sich besonderer gesellschaftspolitischer Themen annehmen und humanitäres Engagement zeigen. Nicolaus Buhlmann, der neue Kustos der Stiftssammlungen und zukünftig hauptverantwortlich für den Friedenspreis, freute sich in seinem Statement über die international bereits bemerkenswerte Resonanz auf die heuer erst zum fünften Mal verliehene Auszeichnung.
Marion Linkes Kunstobjekt "lost children / children's dress" thematisiert auf subtile Weise Gewalt an Kindern: Was aus der Distanz nach einem edlen Glitzerkleidchen mit Rüschen aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Figurine aus aneinandergereihten Messingpatronenhülsen, die, wie die Künstlerin erklärte, von der Schweizer Armee stammen. Linke arbeitete bereits mehrfach mit Patronenhülsen als Ausgangsmaterial unter anderem für ein Schaukelpferd, einen Totenkopf oder ein Sofa, um künstlerisch die Allgegenwart der Gewalt aufzuzeigen.
Marion Linke, geboren 1951, lebt als freischaffende Künstlerin in Rüfenacht bei Bern, gemeinsam mit ihrem Partner Michael Marx, der sich ebenfalls für den St. Leopold-Friedenspreis bewarb. Ihre Ausstellungsprojekte und Installationen in Kunsträumen sowie im öffentlichen Raum beweisen Vielseitigkeit: Linke ist bildhauerisch ebenso tätig wie in den Bereichen Fotografie, Video und Glasgestaltung.
Claudia Henzler trat bereits im Vorjahr bei einer Ausstellung anlässlich des Diamantenen Priesterjubiläums von Papst Benedikt XVI. im Vatikan ins Rampenlicht. Sie war wie der Architekt Oscar Niemeyer und die Komponisten Ennio Morricone und Arvo Pärt unter jenen 60 Künstlern, die Werke für die Schau mit dem Titel "Der Glanz der Wahrheit, die Schönheit der Nächstenliebe" beigesteuerten. Davor war sie auch in Österreich mehrmals mit Ausstellungen von Fotoarbeiten präsent, die Frucht zahlreicher Reisen in Krisenländer wie das erdbebenzerstörte Haiti, ins Heilige Land oder nach Bosnien-Herzegowina waren. Durch den Sonderpreis für Fotografie des Stiftes Klosterneuburg hatte die am Dienstag 40 Jahre alt gewordene Henzler doppelten Grund zu Feiern.
Der Klosterneuburger Propst Backovsky gab beim Festakt das Thema für den St. Leopold Friedenspreis 2013 bekannt: Bewerben können sich Kunstschaffende mit Arbeiten zu dem Satz aus der Genesis des Alten Testaments: "Bin ich der Hüter meines Bruders?"
Noch bis 15. November sind die für den Friedenspreis nominierten Arbeiten täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr in der Sala Terrena des Stiftes zu besichtigen.