Der Stephansdom bleibt der absolute Tourismusmagnet in Österreich: 5,2 Millionen besuchen den Dom laut dem Kirchenmeisteramt von St. Stephan jährlich. Das bedeutet, dass täglich durchschnittlich mehr als 14.000 Besucher in den Stephansdom strömen. Diese beeindruckenden Zahlen stehen seit der Installierung eines Besucherzählsystem mit Lichtschranke am Haupteingang - dem Riesentor - auf gesicherter Basis; davor gab es nicht zuletzt wegen des kostenlosen Zutritts nur vage Schätzungen.
Im Vergleich dazu wurden für das Schloss Schönbrunn 2011 laut wienkultur.info "nur" etwas mehr als 2,7 Millionen Besucher verzeichnet - also knapp mehr als die Hälfte jener im "Steffl". Der Schönbrunner Tiergarten kam auf etwa 2,27 Millionen.
Eine christliche Kirche ist in erster Linie für Gottesdienst und Gebet da - verträgt sich das mit Massentourismus? Ja, durchaus, meint Klaus Brenner, der Verantwortliche für die kircheneigenen Führungen im Stephansdom. Mit den Touristen mache die Dompfarre meistens "gute Erfahrungen". Die Kirche sei zwar öffentlich zugänglich, aber manche Bereiche seien für jene abgetrennt, die in Ruhe beten wollen. Damit werde "sehr respektvoll umgegangen - auch von Leuten, die aus ganz anderen Kulturkreisen kommen", so Brenner.
Ganz selten komme es vor, dass Besucher Abfall im Dom deponieren oder gar auf die Idee kommen, sich durch Einritzungen in dem teilweise sieben Jahrhunderte alten Gebäude zu "verewigen". Und nur ein einziges Mal in seiner langjährigen Tätigkeit hat es Brenner erlebt, dass ein Souvenirjäger im Kanzelbereich des Doms eine Fiale, ein steinernes Türmchen, abzubrechen versuchte.
Damit Derartiges möglichst nicht vorkommt, gibt es im Dom Aufsichtspersonal. Es schützt während der Gottesdienste den Raum für die Mitfeiernden und weist gegebenenfalls auf eine der Würde des Hauses nicht entsprechenden Kleidung hin. Wobei: Im Stephandom gibt es diesbezüglich auf Wunsch von Dompfarrer Toni Faber sehr "liberale" Richtlinien, wie Klaus Brenner erklärt. "Der Dom soll für alle offenstehen", und im Hochsommer sei luftige Kleidung nun einmal üblich. "Solange nicht jemand im Unterleiberl oder in der Badehose hereinkommt, sind wir sehr nachsichtig." In Italien werde das viel strenger gehandhabt, weiß Brenner. Es komme gar nicht selten vor, dass Frauen Schultertücher umlegen müssten.
Gotteshäuser sind auch in anderen Ländern Attraktionen: Laut jüngsten Zahlen des Pariser Tourismusamtes liegen dort die Kathedrale Notre Dame mit 13,6 Millionen Besuchern und die Basilika Sacre Coeur mit 10,5 Millionen deutlich vor dem Louvre mit 8,9 Millionen und dem Eiffelturm mit 7,1 Millionen Besucher.