Dienstag 3. Dezember 2024
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"Burjan verbindet sozialpolitisches Engagement mit nüchterner Spiritualität"

(15.06.2012) Für die heuer seliggesprochene Hildegard Burjan wurde im Rahmen eines Symposiums im Kardinal König Haus eine Gedenktafel enthüllt.

"Hildegard Burjan ist Vorbild einer christlich verankerten, tätigen Nächstenliebe, die nicht an der Handlung des Helfens für Einzelne Halt macht, sondern politisch und gesellschaftlich motiviert Strukturen verändern will für eine gerechtere und sozialere Gesellschaft." Das hat Pater Christian Marte, Direktor des Wiener Kardinal König Hauses, anlässlich der Enthüllung einer neuen Gedenktafel für die heuer seliggesprochene Gründerin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis erklärt. Die Enthüllung fand am Mittwochabend, 13. Juni 2012, im Rahmen des Kurzsymposiums "Hören und Handeln" statt. Im Mittelpunkt stand die Frage, was die Gesellschaft heute von der christlich inspirierten Sozialpolitikerin lernen könne.

 

Politik ist oft nur ein Reagieren

"Hören und Handeln hat für mich viel mit Politik zu tun", erklärte die Landessprecherin der burgenländischen Grünen, Regina Petrik. Man habe in der Politik zwar zumeist "genug Zeit zum Hören und zum Handeln", oft aber gehe es um ein "Reagieren" auf etwas. In diesem Zusammenhang stelle sich auch die Frage, "auf wen höre ich?", so Petrik. Dieses Hinhören habe Burjan bei ihrem Kind nicht ganz geschafft, meinte die Politikerin hinsichtlich der überlieferten Spannungen in der Mutter-Tochter-Beziehung. "In diesem Punkt ist es ihr nicht gelungen, ihrer Tochter zuzuhören und in diese Beziehung hinein zu hören."

 

"Hören auf den Anruf aus der Realität"

Mit Blick darauf, dass Burjan auch Exerzitien für Frauen angeboten hatte, berichtete Pater Bernhard Bürgler von seinen Erfahrungen als Leiter des Bereichs Spiritualität und Exerzitien sowie des Projekts "Stille in Wien" im Kardinal König Haus. So kämen Menschen hierher, weil sie sich "nach Stille sehnen, nach Ruhe, aber mehr noch nach einem Hören auf sich und auf die Realität und die Welt". Das Zu-sich-Finden, das Hören auf "seinen Anruf aus der Realität", um Antworten zu finden, stünden in Beziehung zueinander, erklärte er. Dabei sei "Stille nicht unbedingt der leichteste Weg, aber ein sehr guter". Dazu brauche es aber auch entsprechende Möglichkeiten und Erfahrungsräume, so der Jesuit.

 

"Glaube nicht erfahrungsgesättigt"

Solche Erfahrungsräume sah auch die Pastoraltheologin Regina Polak als notwendig an - vor allem mit Blick darauf, dass laut den "Europäischen Wertestudien" die Zahl jener Menschen, die an Gott glaubten, zwar hoch sei; über entsprechende spezifische Erfahrungen aber könnten die wenigsten berichten. "Der Glaube ist nicht erfahrungsgesättigt. Das hängt auch mit einem Praxismangel zusammen", so Polak. Auch mangle es heute oftmals an dem, "was Burjan so meisterlich konnte, ich würde es als Gegenwartstheologie bezeichnen." Es sei dies die Fähigkeit, mit allem Wissen über Glaube und Theologie "die Gegenwart zu erschließen". Es gehe darum, "dass mir all das, was die Tradition bereitstellt, dazu dient, dass ich die Wirklichkeit Gottes in der Gegenwart erkennen kann".

"Lebensschule im Umgang mit Mitmenschen"
 

Schwester Karin Weiler von der Caritas Socialis berichtete vom Lehrgang "Lebens-, Sterbe-, und Trauerbegleitung", den sie im Kardinal-König-Haus hält. Laut den Rückmeldungen der Teilnehmer sei dies eine "Lebensschule im Umgang mit meinen Mitmenschen." Die Ausbildung vermittle eine Haltung, die generell im Leben hilfreich sei. Denn es gehe hier um einen respektvollen Umgang untereinander und darum, zu akzeptieren, "dass wir unterschiedlich sind".

 

Ruth Steiner, ehemalige Generalsekretärin der Katholischen Aktion Österreich und - ähnlich wie Burjan - Katholikin mit jüdischen Wurzeln, verwies darauf, dass in der jüdischen Gemeinde Menschen danach respektiert würden, "was sie geben, ob das jetzt geld- oder betreuungsmäßig ist. Und nicht danach, was sie besitzen oder haben."

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