Im Essl-Museum Klosterneuburg ist am Samstag, 2. Juni 2012, der Pfarrer von St. Vinzenz in Graz-Eggenberg, Wolfgang Pucher, vom Unternehmer Karlheinz Essl und dessen Frau Gerda für sein Engagement im Kampf gegen die Obdachlosigkeit in Österreich mit dem "Essl Social Prize 2012" ausgezeichnet worden. Dem 73-Jährigen wurde die Auszeichnung im Beisein seines Diözesanbischofs Egon Kapellari von Graz-Seckau verliehen.
Pfarrer Pucher startete 1991 mit dem VinziBus, der bis heute ungefähr 70 Obdachlose täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt. 1993 wurde neben der Leonhardkirche das VinziDorf gegründet. Mittlerweile gibt es mehr als 30 Initiativen wie VinziBett, VinziHaus, VinziHelp, VinziRast und Vinzitel, in denen insgesamt 450 Menschen Unterkunft finden und 550 Menschen mit Essen versorgt werden.
Pucher arbeitet im Rahmen der Vinzenzgemeinschaft. Sie ist eine weltweite Organisation, die unabhängig und selbstständig in ihren 45.000 Gruppen ehrenamtlich darum bemüht ist, Obdachlosigkeit zu bekämpfen. Pucher bezeichnete die Preisverleihung als Wendepunkt in der österreichischen Sozialgeschichte: "Ein großer Sponsor wendet sich der unbeweinten, hässlichen Armut der Tausenden Obdachlosen in ganz Österreich zu." Zu seinem 40-jährigen Jubiläum als Pfarrer wolle er "noch erleben dürfen, dass Österreich obdachlosenfrei ist", so Pucher weiter. Der 2. Juni bringe ihn diesem Ziel "einen großen Schritt näher".
Das Preisgeld von einer Million Euro dient zur Finanzierung eines gemeinsamen Projekts von Vinzenzwerken und der "Essl Foundation", der "Housing First"-Initiative in Salzburg. Das aus Amerika stammende Modell bringt Obdachlose verstreut in der Stadt Salzburg in leistbaren Mietwohnungen unter. Sie werden von erfahrenen Sozialarbeitern langjährig betreut, um die Aufarbeitung von persönlichen Traumata und die Entwicklung von Selbstvertrauen zu unterstützen.
Das Land Salzburg ist bei der Realisierung und Finanzierung Kooperationspartner des Projekts "Housing First". Im ersten Jahr sind es noch fünf Wohnungen, die zur Verfügung gestellt werden. Nach fünf Jahren sollen es 50 sein.
Der "Essl Social Prize" wird vom Ehepaar Gerda und Martin Essl seit 2008 jährlich an Sozialunternehmer vergeben, die ein soziales Problem wirksam bekämpfen. Die Preisträger werden vom Ehepaar Essl und den bisherigen Preisträgern aus einem Vorschlag eines internationalen Nominierungskomitees ausgewählt.
