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"Wir sind alle Griechen"

(02.06.2012) Metropolit Arsenios Kardamakis und Kardinal Schönborn bedauerten bei Solidaritätsfest in Wien die „negativen Vorurteile“ im Zusammenhang mit der Schuldenkrise.

Im Zeichen der Solidarität der Kirchen in Österreich mit den Menschen Griechenlands stand am Sonntag, 3. Juni 2012, ein Solidaritätsfest in der Griechengasse in der Wiener Innenstadt.

 

"Das Richtige erkennen und es tun"

Metropolit Arsenios Kardamakis erinnerte an die griechische Gastfreundschaft, die bereit sei, auch das Wenige "gern zu teilen", und an das „große Herz des griechischen Volkes“ und seine Bereitschaft, Leid ebenso wie Freude zu tragen. Umso mehr schmerzten ihn seit Beginn der Schuldenkrise die "negativen Schlagzeilen und Vorurteile" im politischen Diskurs und in der medialen Berichterstattung.

 

Die Griechengasse – das Herz des alten Griechenviertels in der Innenstadt – sei Beweis für "Elan und Energie" der griechischen Vorfahren, "und dieser Arbeitseifer ist keineswegs vergangen". Wörtlich sagte der Metropolit: „"lle Meinungsmacher sollten nach Griechenland reisen, um sich mit eigenen Augen von Gastfreundschaft und Fleiß des griechischen Volkes zu überzeugen". Er bete darum, dass Gott den demokratischen Volksvertretern in ganz Europa Weisheit gebe, damit sie "das Richtige erkennen und es tun". Zugleich betonte Metropolit Arsenios die Dankbarkeit seiner Kirche für die Unterstützung durch die anderen orthodoxen Kirchen, die katholische und die evangelische Kirche sowie die Wiener Stadtbehörden. Besonders gefreut habe ihn ein Schreiben von Bundespräsident Heinz Fischer, der wegen einer Auslandsverpflichtung nicht selbst kommen konnte, aber dem Solidaritätsfest brieflich großen Erfolg wünschte.

 

Viele Kirchenvertreter bezeugten ihre Solidarität

Kardinal Christoph Schönborn war ebenso wie der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und viele andere Kirchenvertreter zu dem Solidaritätsfest gekommen. Er betonte die Richtigkeit des Mottos "Wir sind alle Griechen": Europa verdanke den Griechen die Grundlagen des europäischen Geistes, für die Christen komme hinzu, dass die Griechen als erste in Europa das Evangelium angenommen hätten und das Neue Testament auf Griechisch geschrieben wurde. Vor allem aber gehe es darum, dass der Gedanke der Solidarität mit Menschen in Bedrängnis aus der griechischen Weisheit und dem Evangelium komme. Auf diesem Hintergrund sei es – so Kardinal Schönborn wörtlich – "eine Schande", mit "welcher Oberflächlichkeit und Leichtfertigkeit" jetzt über die Griechen geredet wird, "als ob sie nicht unsere Brüder und Schwestern im gemeinsamen Schiff Europa wären".

 

Bischof Michael Bünker betonte, dass die Menschen Europas "jenseits aller Schuldenkrisen in Gemeinschaft zusammengehören". Die Vielfalt sei ein Schatz, der bewahrt werden müsse. Das Bild des dreifaltigen Gottes zeige den Christen, dass Verschiedenheit keine Bedrohung der Gemeinschaft ist. Der evangelische Bischof formulierte den Wunsch, dass es in Zukunft alljährlich ein griechisches Solidaritätsfest "Wir sind alle Griechen" in der Innenstadt geben sollte.

 

Für die serbisch-orthodoxe Kirche überreichte Kirchenvorstand Luka Mitrovic eine 15.000-Euro-Spende der Wiener Serben für die karitative Arbeit der orthodoxen Kirche von Griechenland zu Gunsten der durch die Krise in Not geratenen Menschen. Metropolit Arsenios hatte bereits bei der Ankündigung des Solidaritätsfestes darauf verwiesen, dass die orthodoxe Kirche in Athen, aber auch in anderen griechischen Städten täglich mehr als 100.000 Mahlzeiten ausgibt. Dazu kämen tausende Nahrungsmittelpakete für verarmte Familien und alte Menschen sowie Hilfeleistungen für Waisenhäuser, Altenheime und Spitäler. Am Sonntag erinnerte der Metropolit neuerlich daran, dass die orthodoxe Kirche in Griechenland für viele Menschen, "die vor dem Nichts stehen", der letzte Rettungsanker sei. Auf diesem Hintergrund sei das Solidaritätsfest kein "Fest der Zerstreuung", sondern ein "Fest der Sammlung".

 

Ein Stück Hellas in Wien

Die Griechengasse verwandelte sich am Sonntagmittag zu einem Stück Hellas mitten in Wien. Griechische Speisen und Getränke, griechische Musik (vorgetragen u.a. vom langjährigen Vorsitzenden des Wiener Verbands der Auslandspresse, Dimitrios Dimitrakoudis), griechische Tänzerinnen und Tänzer in typischer Volkstracht vermittelten im Bereich von der Georgskirche bis zum Hafnersteig hellenische Atmosphäre.

 

Zuvor hatte Metropolit Arsenios in der Dreifaltigkeitskirche am Fleischmarkt das Pontifikalamt zum Pfingstfest zelebriert (das von den orthodoxen Kirchen am 3. Juni begangen wurde). In seiner Schlussansprache erinnerte der Metropolit an Pfingsten als das „Geburtsfest der Kirche“ und an die notwendige Einheit innerhalb der Orthodoxie über alle historischen und nationalen Grenzen hinweg.

 

 

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