Montag 22. Dezember 2025
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Start der "Passionswege" auf Radio Stephansdom

(24.02.2012) Drei Überlebende des Ghettos von Minsk, die weißrussischen Frauen Frida Raisman, Maja Krapina und Sima Margolina sprechen über ihr Schicksal.

"Ich habe gesehen, wie die Pogrome durchgeführt wurden. Dort, wo unsere Verwandten umgebracht wurden, von dort hörte man Schreie. Und diese Schreie höre ich immer noch in meinen Ohren", erzählt Frida Raisman. Sie ist heute 77 Jahre alt, Zeit ihres Lebens leidet sie unter den Traumatisierungen der Jahre im Ghetto. Aber sie sei "eine Kämpfernatur", sagt sie. Später wurde Frida Raisman Vorsitzende der Minsker Organisation der Überlebenden des Holocausts, also der ehemaligen KZ- und Ghettohäftlinge. Als Zeitzeugin berichtet sie über die Gräuel der Nationalsozialisten in Weißrussland. Sie spricht vor Besuchergruppen in der Geschichtswerkstatt in Minsk, auf internationalen Gedenkveranstaltungen und Konferenzen, wie zuletzt im November 2011 in Wien.

 

Auch Wiener Juden waren im Ghetto von Minsk

Das Ghetto von Minsk bestand von Juli 1941 bis Oktober 1943. Nachdem die deutsche Wehrmacht die Stadt Minsk besetzt hatte, richtete sie ein knapp zwei Quadratkilometer großes Areal ein, am 19. Juli wurde der Befehl erlassen, dass alle Juden in das Ghetto umziehen müssen. Im Herbst 1941 lebten geschätzte 75.000 bis 80.000 Juden im Ghetto, zwei Drittel davon waren Jüdinnen und Juden aus Minsk, der Rest kam aus den umliegenden Dörfern. Bald trafen Züge mit deportierten Juden aus den deutschen Städten Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Berlin, Brünn, Bremen und Wien ein.

 

Auch Maja Krapina ist eine weißrussische Jüdin. Bei Ausbruch des Krieges in Weißrussland war sie sechs Jahre alt. Sie hat im Ghetto von Minsk vom ersten bis zum letzten Tag seines Bestehens gelebt und dort ihre Großeltern, Eltern und Geschwister verloren.

 

Während der Sowjetzeit sei es nicht möglich gewesen, über das Erlebte zu sprechen, berichtet die Jüdin Sima Margolina. Erst in den 1990er Jahren wurde ein öffentliches Gedenken der jüdischen Holocaustopfer möglich. Sima Margolina hat die Geschichte ihrer Rettung niedergeschrieben und unter dem Titel "Am Leben bleiben ..." veröffentlicht.

 

Radiotipp: Samstag, 25. Februar, 19.00 Uhr

Unermüdlich treten die drei Frauen als Zeitzeuginnen auf, auch vor jungen Menschen, Schülerinnen und Schülern. Sie erzählen die Geschichte der Ermordung ihrer Familien, sie erzählen von Hunger und Kälte, von ihrer Rettung und dem Leben mit den seelischen Wunden. In Wien haben Frida Raisman, Maja Krapina und Sima Margolina im November 2011 gesprochen.

In den "Passionswegen", einer Radio-Stephansdom-Sendereihe zur Fastenzeit, sind Frida Raisman, Maja Krapina und Sima Margolina am Samstag, 25. Februar 2012, von 19.00 bis 20.00 Uhr, zu hören. Die Sendung "Das Ghetto von Minsk", die am Mittwoch, 29. Februar, um 21.00 Uhr wiederholt wird, hat Stefanie Jeller gestaltet.

 

In den nächsten "Passionswege", am Samstag, 3. März, um 19.00 Uhr, begleitet Veronika Mauler die Theologin Doris Huber durch das Frauenprojekt Miriam in Nicaragua, das sie vor mehr als 20 Jahren gegründet hat.

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